Emden verliert sein letztes Fischgeschäft: Matjes, Kabeljau, Krabben sind in der Auricher Straße schon in wenigen Tagen Geschichte. Damit endet auch eine über 150 Jahre alte Emder Firmengeschichte.

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Emden/Krummhörn - Schluss nach 37 Jahren Selbstständigkeit: Fisch-Feinkost Klaassen in der Auricher Straße macht zu. Bereits am kommenden Donnerstag, 24. April, um Punkt 12 Uhr wird das Geschäft für immer seine Tür schließen, kündigte die Inhaber-Familie Klaassen an. Damit verliert Emden nicht nur sein letztes Fischgeschäft, sondern es ist auch das Ende einer über 150-jährigen Firmengeschichte.

Ein Entschluss, der sich weder lang abgezeichnet noch wirtschaftliche Gründe habe, wie Seniorchef Dieter Klaassen versichert. „Für uns überraschend haben wir ein Kaufangebot bekommen, das wir mit Perspektive auf die Zukunft einfach nicht ablehnen konnten.“ Und das hat mit dem Fischerdörfchen Greetsiel zu tun. Der dort ansässige Krabbenhändler Bernd de Beer stellt sein Unternehmen auf andere Füße und hat gemeinsam mit dem niederländischen Garnelenlieferanten van Belzen aus Arnemuiden und Jakob Smit eine Art Joint Venture gegründet.

Familien-Trio wechselt nach Greetsiel

Für seinen Greetsieler Standort suchte de Beer weitere Vollblut-Profis und ist mit Dieter Klaassen (58), dessen Frau Petra (57) und Sohn Matthias (33) fündig geworden. Das Familien-Trio wechselt nach Greetsiel – im Angestelltenverhältnis. Für die Klaassens, die das Ladenlokal 1988 in der Auricher Straße von Erna und Johann Müller übernahmen, eine zunächst sicherlich noch ungewohnte Rolle. Künftig werden sie sich im neuen Job zwar voll einbringen, aber eben nicht mehr mit dem Hut auf. Im Hinblick auf die Schlagzahl der letzten Jahrzehnte sicherlich eine kluge Entscheidung. „Mit mindestens 70 Stunden pro Woche“, beziffert Dieter Klaassen das Pensum. Work-Life-Balance, Wochenende haben, langer Urlaub, mal Ausschlafen – so etwas kennen die Klaassens nur vom Hörensagen.

1972 noch in der Großen Straße: Fisch Klaassen blickt auf eine 150-jährige Firmengeschichte zurück. Bild: privat

Deutschlandweit zur Marke entwickelt

Das Gros der Arbeit fand dabei nicht nur hinter der Ladentheke statt, sondern ebenfalls in der Produktionshalle im rückwärtigen Bereich des Geschäfts. Dabei nicht ganz unwesentlich: Junior Matthias Klaassen baute ab 2009 einen Online-Fischversand auf, der im Laufe der Zeit nicht nur ordentlich Schwung, sondern sich deutschlandweit zur Marke entwickelte. Dieses Internet-Geschäft hat de Beer ebenfalls übernommen und möchte es unter gleichem Namen fortführen. Die Federführung soll dabei wenig überraschend Matthias Klaassen als angestellter Bereichsleiter in die Hand nehmen. „Wir sind schon ein wenig stolz, dass unser Name erhalten bleibt“, sagte Matthias Klaassen, der in fünfter Generation im nun abgewickelten Familienbetrieb tätig war.

1874 gegründet

Gegründet worden war das Unternehmen im Jahre 1874, als Dieter Klaassens Ur-Opa die Emder mit Norddeicher Angel-Schellfisch versorgte. Dieter Klaassen trat in dessen Fußstapfen, lernte bei der Firma Woldemar in Emden. Später im eigenen Betrieb, in dem zuletzt sieben Angestellte arbeiteten, war er vor allem „hinten“ in der Produktion tätig. Petra Klaassens Reich dagegen war „vorne“, also der Theken-Verkauf. Dazu kam bis 2014 noch die Dependance „Nordseewelle“ Zwischen beiden Märkten.

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Selbstständigkeit Geschichte

Gerade den Kontakt mit der langjährigen Kundschaft wird „Frau Klaassen“ richtig vermissen, wie sie unumwunden zugab. Wäre es nach der Familie gegangen, hätte sie sich gerne bei jedem persönlich verabschiedet und noch versichert, dass Gutscheine auch bei de Beer eingelöst werden können. „Dafür ging der Verkauf leider zu Knall auf Fall“, sagte Dieter Klaassen.

Und die Familie sei ja nicht aus der Welt, sondern künftig nur eben in Greetsiel. Doch die über 150 Jahre Selbstständigkeit in Emden – die sind jetzt Geschichte.

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