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Kleingarten-Anlage über 80 Jahre alt: Landratsamt ordnet Abriss an! – Gartler geben nicht auf
Stand: 22.04.2025, 11:10 Uhr
Von: Christine Merk
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Die Kleingartenanlage im Wattersdorfer Moor besteht seit mindestens 80 Jahren: Doch nun hat das Landratsamt Miesbach die Beseitigung angeordnet. Die betroffenen Gartler wenden sich an den Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags.
Weyarn – Morsche Bäume haben den Stein ins Rollen gebracht, dem die Kleingartenkolonie zum Opfer fallen könnte. Wie berichtet, besteht die Kolonie seit mindestens 80 Jahren und hat bislang niemanden gestört. Bei einer routinemäßigen Kontrolle wurden umsturzgefährdete Bäume vor allem an ihrem Rand festgestellt. Dabei kam zu Tage, dass die Anlage – sie liegt auf Flächen der Gemeinde Weyarn und der Stadtwerke München (SWM) – nicht legal ist.
Anlage liegt in einem FFH-Gebiet
Größtes Manko: Sie liegt in einem FFH-(Flora-Fauna-Habitat)-Gebiet, ein Schutzstatus, auf den der Landkreis keinen Einfluss hat. Alte Luftbilder beweisen zwar, dass es die Gärten schon gegeben hat, bevor die Flächen FFH-Gebiet wurden, aber das nützt nichts. Seitdem suchen Gemeinde und Nutzer nach einer Möglichkeit, wie die Anlage dennoch fortbestehen könnte.
Beseitigung in zwei Monaten nicht zu schaffen
Bürgermeister Leonhard Wöhr (CSU) berichtete in der jüngsten Gemeinderatssitzung von den neuesten Entwicklungen. Zwei Tage zuvor sei in der Gemeinde die Anordnung aus dem Landratsamt eingegangen, dass die Anlage beseitigt werden müsse. Frist: zwei Monate. Das ist aber nicht zu schaffen. Bevor Nutzer ihre Gärten betreten können, um diese auszuräumen, müssen die gefährlichen Bäume umgeschnitten werden. Wegen der beginnenden Brutzeit müsste dies bald geschehen.
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„Uns läuft die Zeit davon“, stellte Wöhr fest. Eine Genehmigung für das Fällen der Bäume hatte die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt zwar in Aussicht gestellt, nachdem aber seit einer zweiten Begehung feststeht, dass rund 120 Bäume betroffen sind, der allergrößte Teil auf dem Areal der SWM, soll diese Entscheidung nun die Obere Naturschutzbehörde treffen, die bei der Regierung von Oberbayern angesiedelt ist.
Nutzer sollen ihr Eigentum selbst abbauen können
Doch selbst wenn die Bäume bald gefällt werden, wäre die angeordnete Beseitigungsfrist nicht zielführend, wie Wöhr und mehrere Gemeinderäte deutlich machten. „Innerhalb von zwei Monaten wird man die Anlage nicht beseitigen können, und wenn, dann nur mit brachialer Gewalt, was mit großen Natur- und Umweltschäden verbunden wäre“, stellte Wöhr klar. Der schonendste Weg wäre, wenn die Gartler selbst ihre Beete und Hütten abbauen. „Sie sollten auch Zeit haben, um ihre Bäumchen auszugraben und anderswo wieder einzusetzen“, sagte Wöhr.
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Ihre Bereitschaft, die Anlage zu räumen, haben die Gartennutzer bereits signalisiert. In einem Schreiben haben sie die Gemeinde zudem gebeten, dass sie sich über eine alternative Fläche freuen würden. Gleichzeitig haben die Gartler ihre Bitte um den Erhalt der Anlage beim Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags eingereicht. Auch das sei ein Grund, nun nicht mit Eile die Beseitigung anzugehen, findet der Bürgermeister. „Der Respekt vor dem Landtag gebietet es, diese Entscheidung abzuwarten.“
Frist bis mindestens 2026 verlängern
In einem einstimmigen Beschluss plädieren die Gemeinderäte an das Landratsamt, die Frist für die Beseitigung der Anlage bis Ende 2026 zu verlängern – sollten die umsturzgefährdeten Bäume nicht in diesem Frühjahr beseitigt werden können, bis Ende 2027. Manche Beseitigungen seien vermutlich nur während der Frostzeit möglich. Auch die Gartennutzer weisen in ihrem Schreiben darauf hin, dass sich auf der gesamten Anlage frei stehende und an Gebäuden verbaute Nisthilfen für Vögel befinden, die man während der Brutzeit nicht entfernen dürfe.
Gartler wünschen sich alternatives Gelände
Den Gemeinderäten gab Wöhr den Wunsch der Gartennutzer mit, sich über eine Alternative Gedanken zu machen. „Ihr solltet in den Fraktionen beraten, ob wir irgendwo etwas anbieten können.“ Wenn ein Areal gefunden werde, würde das natürlich auch etwas dauern, das müsste den Gartlern bewusst sein. Einige Gemeinderäte signalisierten bereits, dass sie dies unterstützen würden.
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