Vorweg zum Test: Die Preisspanne für ein Set, bestehend aus ­Sattel-, Rahmen-, Oberrohr- und Lenkertasche, reicht von 215 Euro bei Topeak bis zum knapp vierfachen Preis bei ­Tailfin. Die ­leichtesten Sets wiegen weniger als ein Kilo und kommen von Cyclite und Restrap; Evoc und Ortlieb sind kaum schwerer. Die meisten ­Taschen sind wasserdicht und gut verarbeitet. Die größten Unterschiede ­ergeben sich in der Montage, Befestigung und Handhabung. Das günstigste Set kommt von Topeak und kostet 215 Euro.

Bikepacking-Taschen: Unterschiedliche Anforderungen

Die Wahl des Bikepacking-Taschen-Sets ist eine wichtige Entscheidung für jede Gravelbike-Tour, sei sie kurz oder lang: Damit legt man fest, ob im mobilen Hausstand Ordnung herrscht, ob der Tascheninhalt gut geschützt und das Gepäck so am Rad untergebracht ist, dass Fahrspaß und Fahrsicherheit auch unter schwierigen Bedingungen nicht auf der Strecke bleiben. Acht Hersteller stellen sich unserem Praxistest mit je einem Set, bestehend aus vier Taschen zur Montage an Lenker, Oberrohr, Sattel bzw. Sattelstütze sowie im Rahmendreieck.

Foto: Matthias BorchersVerschluss-Sache: Tailfins Lenkertasche wird mit einem Hebelschwenk am festmontierten Halter geklemmt. Das geht schnell und hält zuverlässig.

Dabei haben wir alle 32 Einzeltaschen „auf links gedreht“ und zahlreiche Erkenntnisse gesammelt. Eine davon lautet: Taschen mit Rollverschluss sind zuverlässiger wasserdicht als solche mit Reißverschlüssen oder Deckeln, die trotz Dichtlippen oder Überstand immer anfällig bleiben gegen das Eindringen von Wasser und Staub. Wer länger unterwegs ist und viel Gepäck am Renner über Stock und Stein transportieren möchte, wird Wert darauf ­legen, dass die Taschen weder wackeln noch schaukeln und auch möglichst nicht knirschen oder knarzen. Darüber entscheiden die Kontaktflächen von Taschen und Rad sowie geeignete Halterungen an Lenker und Sattelstütze.

Das Gewicht spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle. Taschen-Sets, die in Summe weniger als ein Kilogramm wiegen, setzen den Maßstab, kosten dafür jedoch auch ein paar Euro mehr. Details wie eine Fächeraufteilung im Inneren der Taschen helfen dabei, Ordnung zu halten; Schnüre oder Laschen außen an den Taschen erschließen zusätzliche Transportplätze mit schnellem Zugriff, beispielsweise für Windweste oder Sonnenschutz. Die Preisspanne der acht Test-Sets ist groß. Bei 215 Euro markiert Topeak den Einstieg ins Transport-Business bei gleichzeitig solider Qualität. Am anderen Ende der Skala rangiert Tailfin; das Taschen-Set des britischen Herstellers für 805 Euro betont Stabilität und Lebensdauer, legt aber weniger Wert auf geringes Gewicht.

Foto: Matthias BorchersÜberdruck: Bei Ortlieb lässt sich das Kompressionsventil mit einer Zugbewegung leichter bedienen als die sonst üblichen Drehverschlüsse

Bikepacking-Taschen unterscheiden sich in der Handhabung

Die größten Unterschiede zwischen den Sets ergeben sich bei Montage und Befestigung. Fest montierte Halterungen, wie sie Tailfin und Revelate Designs bieten, sind Alleinstellungsmerkmale im Markt, auf dem ansonsten Riemen und Klettverschlüsse dominieren. Die genannten Produkte benötigen zwar ­etwas mehr Zeit für die Erstmontage, die man unterwegs aber wieder einspart, weil das Anbringen und Abnehmen der Taschen nur noch einen Handgriff erfordert. Tasche und Halterung sind in Summe etwas schwerer, punkten aber mit sicherem Sitz auch auf ­holperigem Untergrund, was insbesondere Viel-, Weit- und Offroad-Radler zu schätzen wissen.

Foto: Matthias BorchersLeichtbau: Der deutsche Hersteller Cyclite schneidert betont leichte Taschen. Die Lenkerrolle wird wackel­frei mit Riemen befestigt

Wer eher ein einfach zu montierendes Taschen-Set für die gelegentliche Bike­packing-Tour sucht, findet bei Anbietern wie Topeak und Acid (der Zubehörmarke von Radhersteller Cube) geeignete Taschen-Sets für knapp über 200 Euro. Zusammengefasst: Der Markt bietet eine erfreulich große Bandbreite von Taschen-Sets mit ganz verschiedenen Eigenschaften, die unterschiedlichste Ansprüche bedienen können, je nachdem, ob das Gepäck-Ensemble besonders leicht, besonders robust oder besonders praktisch sein soll. Das nächste Bikepacking-Abenteuer mit dem Gravelbike kann jedenfalls starten!

Acid Bikepacking-Set

Foto: Matthias BorchersAcid Bikepacking-SetFoto: TOURAcid Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 285 Euro
  • Volumen: 33,7 Liter
  • Gewicht: 1,9 Kilogramm

Fazit

Acid ist die Hausmarke von Cube und bietet viel Tasche fürs Geld. Sattel- und Lenkertasche mit Rollverschluss lassen sich aus dem Halfter entnehmen, das ist praktisch und verkürzt die Ladezeiten. Mit knapp zwei Kilo bei 34 Liter Volumen gehört das Set zu den schweren im Test.

Cyclite Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersCyclite Bikepacking Set

Foto: TOURCyclite Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 525 Euro
  • Volumen: 29,8 Liter
  • Gewicht: 0,9 Kilogramm

Fazit

Der Anspruch des ­deutschen Herstellers ist Leichtbau. Dem wird das Set-Gewicht von 900 Gramm für 30 Liter Stauraum vollauf gerecht. Viele gute und durchdachte Details.

Evoc Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersEvoc Bikepacking Set

Foto: TOUREvoc Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 410 Euro
  • Volumen: 17,3 Liter
  • Gewicht: 1,1 Kilogramm

Fazit

Das Set von Evoc zählt zu den leichtesten im Test, bietet dafür jedoch weniger Stauraum. Top ist die kurze Montagezeit; nach maximal zehn Minuten ist das komplette Set am Renner. Dabei sind die Boa-Verschlüsse praktisch, bieten jedoch nur wenig Zugkraft.

Ortlieb Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersOrtlieb Bikepacking SetFoto: TOUROrtlieb Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 420 Euro
  • Volumen: 19 Liter
  • Gewicht: 1 Kilogramm

Fazit

Der deutsche Fahrradtaschen­-Pionier spielt bezüglich Preis, Gewicht und Stauraum in einer ähnlichen Liga wie Evoc, schützt den Inhalt dank perfekter Rollverschlüsse jedoch etwas besser. Rahmen- und Oberrohrtasche fallen in der Handhabung und beim Halt etwas ab.

Restrap Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersRestrap Bikepacking SetFoto: TOURRestrap Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 468 Euro
  • Volumen: 19,4 Liter
  • Gewicht: 0,9 Kilogramm

Fazit

Das Set wiegt weniger als ein Kilo, ist sehr flexibel, ­bietet jedoch nicht so viel Stauraum wie das gleich schwere Set von Cyclite. Die Montage geht schnell von der Hand; gute Ausstattungsdetails wie Magnetverschlüsse oder die Fächereinteilung der Rahmentaschen. Das Material raschelt.

Revelate Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersRevelate Bikepacking SetFoto: TOURRevelate Designs Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 695 Euro
  • Volumen: 36 Liter
  • Gewicht: 1,8 Kilogramm

Fazit

Robustes und durchdachtes Set aus den USA; aufgrund seiner Bauweise vergleichsweise schwer, aber mit reichlich Stauraum. Dank der ­Spinelock-Halterung kann die Satteltasche in Fahrt nicht taumeln. Die Rahmen- und Oberrohrtasche könnten ihren Inhalt besser vor Nässe und Staub schützen.

Tailfin Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersTailfin Bikepacking SetFoto: TOURTailfin Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 805 Euro
  • Volumen: 35,1 Liter
  • Gewicht: 2,7 Kilogramm

Fazit

Das teuerste und schwerste Set im Test ist unzerstörbar und für den Dauereinsatz gemacht. Selbst voll beladen bleibt das Rad sehr fahrstabil, das Gepäck ist gut geschützt. Benötigt mehr Zeit zur Erstmontage, überzeugt danach aber mit sehr einfacher Anbringung und Entnahme von Lenker- und Hecktasche.

Topeak Bikepacking Set

Foto: Matthias BorchersTopeak Bikepacking SetFoto: TOURTopeak Bikepacking Set Benotung
  • Set-Preis: 215 Euro
  • Volumen: 38,3 Liter
  • Gewicht: 1,5 Kilogramm

Fazit

Topeaks Komplett-Set ist knapp kalkuliert und eine Empfehlung für die erste oder nur gelegentliche Schotter-Fluchten; Halfter für Sattel- und Lenkertasche erleichtern das Handling. Auf Dauer ­stören Details wie die voll beladen bauchige Rahmentasche, die leicht taumelnde Satteltasche oder die teils hakeligen Riemenverschlüsse.

Das Testprozedere

Für die Gesamtnote der Taschen-Sets haben wir die ­Einzelnoten der Taschen unterschiedlich gewichtet. Dabei hat die Satteltasche aufgrund ihrer komplexen Konstruktion den größten Anteil mit 40 Prozent, gefolgt von der Rahmen- und der Lenkertasche mit je 25 Prozent und der Oberrohrtasche mit 10 Prozent. Die vier Produktkriterien Wasserdichtigkeit, Ausstattung/Verarbeitung, Montage/Halt sowie die Handhabung haben wir mit jeweils 25 Prozent gleich gewichtet.

Wasserdichtigkeit

Die Taschen-Sets wurden jeweils mit einem definierten Wasserstrahl zehn Minuten lang bewässert. Papiertaschentücher im Inneren dienten dabei als Feuchtigkeits-Indikator. Die Rollverschlüsse – Mindesteinschlag drei Umdrehungen – hielten alle dicht, bei Reißverschlüssen oder geklebten Nähten an Rahmen- und Oberrohrtaschen drang Wasser ein.

Ausstattung / Verarbeitung

Die meisten Taschen zeigten sich gut verarbeitet; kleine Mängel stellten wir an manchen Befestigungen der­ ­Lenkertaschen oder an Nahtstellen bei Oberrohr- und Rahmentaschen fest. Positiv bewertet wurden Ausstattungsdetails wie zusätzliche Riemen an Lenker- oder ­Satteltaschen, Kompressionsventile oder sinnvolle ­Befestigungsteile.

Montage / Halt

Bei der Erstmontage der Sets haben wir die Zeit gemessen vom Auspacken bis zum fertig bestückten Rad. Sehr schnell geht das beispielsweise bei Evoc, während die Adaptermontage für die Lenker- und Satteltasche von Tailfin ­Geschick und Geduld verlangt. Dafür überzeugt das Set mit dem besten Halt in jeder Fahrsituation und in jedem Gelände.

Handhabung

Bei manchen Herstellern braucht es mehr Übung als bei anderen, bis die Benutzung eingespielt ist. Ortliebs Rahmentasche mit Rollverschluss beispielsweise verfügt über ein gut zugängliches Ladefach, wird aber leicht bauchig und stört beim Treten an den Knien. Praktisch ist der Schnellverschluss bei Tailfin, mit dem sich die Tasche mit einem Hebel entriegeln und abnehmen lässt.

Bikepacking Taschen im Test: 8 Bikepacking-Sets für die nächste Gravel-Tour | BIKE


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