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Wirt hört nach 38 Jahren auf: Paar erfüllt sich Traum von Berghütte – „Jetzt geht‘s endlich los“
Stand: 08.05.2025, 05:51 Uhr
Von: Cornelia Schramm
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Ein Paar aus Wien wird am 1. Juli ins Rotwandhaus einziehen. Bisher führten die beiden die Kantine auf einem Fußballplatz, jetzt erfüllen sie sich den Traum von der Berghütte.
Schliersee – Das Geheimnis ist gelüftet: Vergangene Woche hatte die DAV-Sektion Turner Alpenkränzchen verkündet, dass sie neue Pächter für das Rotwandhaus gefunden hat. Jetzt hat Schatzmeister Anselm Greulich verraten, wer das Ruder auf der bekannten Hütte im Mangfall-Gebirge übernehmen wird: Ein Paar aus Wien wird hier ab 1. Juli Wirt.
Patrick Rofaeil erfüllt sich mit der Übernahme des fast ganzjährig geöffneten Rotwandhauses im Kreis Miesbach einen großen Wunsch. „Ich hatte immer schon den Traum, eine Hütte zu bewirtschaften und jetzt geht‘s endlich los“, berichtet der gelernte Koch. Seit 30 Jahren ist Rofaeil in der Gastronomie und Hotellerie tätig, auch in Russland, Japan, den USA und auf Mallorca hat er gearbeitet. „Ich konzipierte die Hotels Kombo Novotel und Ibis Hauptbahnhof Wien sowie das El Patio auf Mallorca und war der erste Koch, der eine Haube in einem Wiener Grill-Restaurant erkocht hat“, sagt der 52-Jährige.

Von der Kantine auf dem Fußballplatz auf die Berghütte
Hinter dem Herd fühlt sich der Wirt daheim. Fortan will er die Wanderer am Rotwandhaus kulinarisch verwöhnen – nicht mehr die Fußballer des Wiener Vereins FC Hellas Kagran. Zum Einstand in deren Kantine auf dem Fußballplatz hatte Rofaeil vergangenen August Eierschwammerl und Cevapcici-Burger serviert. Seine Verlobte Claudia stand da schon lange an seiner Seite. Sie war zuvor 25 Jahre für ein Möbelhaus tätig, auch als Filialleiterin. „Ich arbeite gerne mit und für Menschen. Meine Kompetenzen liegen unter anderem in der Kommunikation, Planung und im Kunden- und Beschwerde-Management“, sagt die 49-Jährige. „Mein Motto: Der Weg ist das Ziel.“
Das passt. Denn für alle, die bisher nur im Flachland gearbeitet haben, wartet unterhalb der 1884 Meter hohen Rotwand das Abenteuer. Hier geht es nicht nur um Verköstigung. Die Hütte verfügt über 70 Schlafplätze, ein Photovoltaik-System, eine Elektro-Rohrkreiselpumpe und eine biologische Abwasser-Reinigungsanlage. Ein Blockheizkraftwerk soll entstehen. Hier ist der Wirt auch Ingenieur und muss im Winter Wege mit schwerem Gerät präparieren.
Die neuen Pächter Patrick und Claudia sind gastroerfahren und sehen die Aufgaben als Hüttenwirt als neue Herausforderung.
An schönen Tagen ist die Terrasse brechend voll. Bei Regen und Nebel ist es tagelang einsam – da klingelt auch die Kasse nicht. So ein Betrieb braucht Kalkulation mit Weitblick: vom Einkauf, dem Waren- und Abfalltransport bis hin zum Personal. „Die neuen Pächter sind gastroerfahren und sehen die Aufgaben als Hüttenwirt als neue Herausforderung“, sagt Anselm Greulich von der DAV-Sektion Turner Alpenkränzchen.
Abschied nach über drei Jahrzehnten: Peter Weihrer und Antje Lorenz suchen neue Hütte.
Der bisherige Wirt Peter Weihrer hatte die 38 Jahre lang gemeistert. Eine Pandemie, Keime in der Wasserversorgung der Hütte und den damit einhergehenden Notbetrieb vorigen Sommer hätte er überstanden, doch die DAV-Sektion hat ihm gekündigt. Das Verhältnis ist angespannt. Bis 30. Juni räumen Weihrer und Partnerin Antje Lorenz nach drei Jahrzehnten die Hütte. „Uns besuchen jeden Tag Stammgäste und frühere Mitarbeiter“, berichtet die 56-Jährige. „Von unserem Team bleibt keiner hier. Wir ziehen in der letzten Juni-Woche aus und bieten dann nur noch Getränke und ein Essen über unseren Schankwagen auf der Terrasse an.“ Bis dahin läuft „Final Countdown“, wie auf der Internetseite steht, und der ist mit Wehmut verbunden.
Wetter in Bayern: Die spektakulärsten Bilder aus den vier JahreszeitenFotostrecke ansehen„Wir fühlen uns jung und fit und wollten erst in acht Jahren aufhören“, sagte Peter Weihrer am Januar zur Kündigung des Pachtverhältnisses. Der 61-Jährige ist auch Betreiber eines Bergbauernhofs in Tirol. Das Fleisch seiner Schafe, Hühner, Schweine und Ochse servierte er bisher seinen Gästen auf dem Rotwandhaus. Jetzt suchen er und Lorenz wieder nach einem Pachtverhältnis in der Region, wo sie diese Philosophie weiterleben können. Für sie ist der Auszug aus dem Rotwandhaus das bittere Ende einer Ära, für das neue Pächter aus Wien ein Neustart voller Hoffnung. (sco)