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AboKommt der Schwarze Montag? –
Alle Kurse sinken – die UBS stürzt sogar regelrecht abTrumps Zölle bringen weltweit die Börsen zum Einbrechen. Am stärksten betroffen sind aber nicht Industriebetriebe, sondern Banken und Versicherungen. Folgt der Börsencrash?
- Weltweite Futures deuten auf einen drastischen Kurseinbruch von sechs Prozent hin.
- UBS-Aktien fallen unter den theoretischen Wert des Aktienkapitals.
- Swiss Re und Zurich Insurance erleiden wegen ihres US-Geschäfts massive Verluste.
- Nestlé zeigt sich trotz Börsenkrise mit siebzehn Prozent Kursplus stabil.
Seit Donald Trump Ernst macht mit seinen Zöllen, sind die Aktienkurse weltweit abgestürzt. Alle Marktteilnehmer waren froh, als endlich das Wochenende kam. Es fragt sich aber, ob dem schlechten Donnerstag und dem deprimierenden Freitag am Montag der Börsencrash folgt. Zumindest im Moment deutet vieles darauf hin. Die sogenannten Futures, also die Wetten auf den Kursverlauf des Montags, sehen einen Crash des Dow Jones, des breiter gefassten S&P-500 und der Technologiebörse Nasdaq von fast 6 Prozent voraus*.
Wenn das tatsächlich passiert, werden viele grosse Anleger ihre Titel auf den Markt werfen müssen, weil sie von den Banken sogenannte Margin Calls erhalten. Das heisst: Ihre Risiken sind nicht mehr gedeckt und die Bank verlangt, dass Cash nachgeschossen wird. Das sind Vorboten für einen Börsenkrach, wie es ihn jeweils 1929, 1987 und 2008 gab. Der Börsenkrach von 1929 gilt als Auslöser der «Great Depression» in den USA, der «Schwarze Montag» 1987 war der Auslöser für die Rezession der 90er-Jahre, und der Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 löste die Finanzkrise aus.
UBS ist regelrecht abgestürzt
In der Schweiz sind es nicht allein die exportorientierten Industrieunternehmen, deren Aktien am meisten gelitten haben, sondern die Finanzkonzerne, allen voran die UBS. Deren Kurs ist in den letzten Tagen regelrecht eingebrochen. Mit einem Schlusskurs von 23.26 Franken deckt ihr Marktwert nur noch knapp den theoretischen Wert des Aktienkapitals (price to book value). Wenn der Wert noch weiter fällt, könnte die UBS zu einem Übernahmekandidaten werden.
Das hat mehrere Gründe: Erstens ist die Euphorie nach der Zwangsfusion mit der CS vorbei. Bislang ist der letztjährige Rekordgewinn, der vor allem dadurch entstand, dass die UBS die CS zum Schnäppchenpreis übernehmen konnte, eine Eintagsfliege geblieben. Für das letzte Jahr resultierte ein Gewinn von rund 5 Milliarden Franken – viel zu wenig für eine Bank in dieser Grössenordnung. Vergleichbare Banken in den USA verdienen dreimal so viel. Jetzt muss Sergio Ermotti zeigen, dass die versprochenen Synergien kommen. Wobei das keineswegs angenehm wird, denn Synergien bedeuten eben auch Stellenabbau und Entlassungen. Von den geschätzten 30’000 Stellen, die wegfallen sollen, sind bis dato erst etwa die Hälfte abgebaut.
In den letzten Tagen ist nun bekannt geworden, dass die UBS in Italien massiv Stellen streicht. Das könnte ein Vorbote sein für den Stellenabbau in der Schweiz, der im Herbst erwartet wird. Angekündigt hat die UBS vor mehr als einem Jahr, dass im Schweizer Geschäft rund 3000 Entlassungen folgen werden, allerdings erst, wenn die Informatiksysteme zusammengeführt sind.
Der Absturz an der Börse hat aber auch kurzfristige Auswirkungen für die UBS. Erstens ist zu erwarten, dass es weltweit eine Rezession geben könnte, die Zinsen in der Schweiz weiter sinken und vor allem die von der Bank verwalteten Vermögen der Kunden zurückgehen. Darum mussten denn auch die Bank Bär, Vontobel und EFG grössere Verluste hinnehmen.
In den nächsten Tagen wird sich zweitens auch zeigen, inwieweit die Kunden der UBS und der anderen Vermögensverwalter die Verluste verdauen können. Insbesondere die asiatischen Kunden der UBS und der früheren CS sind teilweise ziemlich risikofreudig und spekulieren entsprechend auch auf Pump. Bei der Credit Suisse war das vor gut zwei Jahren mit ein Grund, warum die Vermögensverwaltung rote Zahlen schrieb. Verantwortlich für die UBS-Vermögensverwaltung ist unter anderen Iqbal Khan, der schon bei der CS in einer ähnlichen Position war. Auf Anfrage wollte die UBS nichts zum Kursverlust sagen.
Zurich und Swiss Re verlieren massiv
Die beiden international ausgerichteten Versicherungsriesen Swiss Re und Zurich haben ebenfalls stark verloren. Beide haben ein starkes US-Geschäft und sind vom sinkenden Dollar betroffen. Swiss Life hat viel weniger verloren, wohl auch deshalb, weil sie stark in der Schweiz verankert ist und einen grossen Teil des Vermögens in Immobilien investiert hat.
Immerhin sind sowohl Zurich als auch die Swiss Re gegenüber dem Jahresanfang noch deutlich im Plus. Die Helvetia ist mit einem Plus von 17 Prozent sogar immer noch ein Börsenstar.
Novartis und Roche unterschiedlich betroffen
Am Freitag hatte man das Gefühl, Donald Trump wolle nun wirklich allen das Wochenende verderben. Er verkündete nämlich, dass die Pharmaindustrie, die man erst einmal als verschont glaubte, in einer nächsten Runde ebenfalls mit Zöllen belegt werde. Das ist eine ganz schlechte Nachricht für die beiden Pharmariesen Novartis und Roche, die beide einen Grossteil ihrer Produkte in den USA verkaufen.
Allerdings gilt es zu differenzieren. Sowohl Roche als auch Novartis produzieren auch in den USA. Wobei Novartis in den USA deutlich stärker vertreten ist. Der Konzern beschäftigt in den USA über 12’000 Mitarbeiter an verschiedenen Standorten. Roche hingegen gibt an, lediglich rund 8000 Mitarbeiter in den USA zu haben, verteilt auf zehn Standorte. Roche hat zudem kürzlich eine Produktionsanlage von Genentech an Lonza verkauft. Der Pharmazulieferer kam denn auch relativ glimpflich davon, während Roche knapp 12 Prozent und Novartis knapp 7 Prozent verlor.
Industrie mit Rezessionsangst
Welche Industriebetriebe von den Zöllen genau betroffen sind, wird sich noch zeigen. Viele, auch kleinere wie Stadler Rail, haben in den letzten Jahren ihre Produktionsanlagen in den USA stark ausgebaut – und trotzdem an der Börse viel verloren. In einer zweiten Runde wird sich hier das Bild noch stark differenzieren. Doch im Moment zeigt alles nach unten, weil viele von einer drohenden Rezession ausgehen. Die ABB beispielsweise verlor massiv, nicht erst seit der Zollkrise, sondern auch schon vorher.
Die sicheren Ausnahmen
Obwohl der Abwärtstrend stark ist, gibt es einige Ausnahmen. Dazu gehört wie gewohnt Nestlé. Der Nahrungsmittelriese, der letztes Jahr in eine Krise geriet, ist gegenüber dem Jahresanfang noch immer mit 17 Prozent im Plus. Die Sanierungsmassnahmen unter dem neuen Konzernchef Laurent Freixe scheinen zu greifen. Da können auch die Befürchtungen, dass die Nespresso-Kapseln wegen der Zölle in den USA teurer werden, nicht viel ausrichten.
Während der jüngsten Börsenturbulenzen hat der Nestlé-Aktienkurs gerade mal gut 3 Prozent verloren. Sogar im Plus ist die Swisscom. Die Aktie des halbstaatlichen Telekommunikationskonzerns hat als fast einziges Schweizer Unternehmen letzte Woche sogar um ein Prozent zugelegt, obwohl die Dividende ausbezahlt wurde. Auch gegenüber dem Jahresanfang liegt die als langweilig bezeichnete Aktie noch im Plus. Und sie dürfte es bleiben, selbst wenn es zu einem «Schwarzen Montag» kommt.
*Der Artikel gibt den letzten Stand der Futures vom Freitag wieder. Das muss nicht heissen, dass es am Montag so kommt.
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