Der Bahnhof Luzern hat die Infrastruktur einer Kleinstadt – muss aber die Passagierströme einer Metropole bewältigen.
Im Bahnhof Luzern sind im vergangenen Jahr täglich 103’500 Personen ein- oder ausgestiegen. Das sind fast 13’000 mehr als noch im Jahr 2018. Luzern ist somit innert weniger Jahre vom sechst- zum drittgrössten Bahnhof der Schweiz aufgestiegen. Das zeigt die aktuelle Bahnhöfe-Statistik, die von den SBB kürzlich veröffentlicht wurde.
Wie kam es zu diesem Wachstumsschub in Luzern? Wenn man nur die Werktage anschaut, so liegt Luzern lediglich auf Platz 5 der Schweizer Bahnhöfe. Interessant wird es am Wochenende (Samstag/Sonntag): Im Gegensatz zu Basel, Winterthur und Lausanne, wo die Passagierfrequenz am Wochenende massiv abfällt, bleibt Luzern vergleichsweise stabil. Das ist der Grund, weshalb Luzern in der Gesamtbilanz auf Platz 3 liegt. Das zeigt, dass insbesondere der Freizeitverkehr für den Passagierboom in Luzern verantwortlich ist. Dazu passt, dass Luzern 2024 erneut einen Tourismus-Rekord aufweist: 2,3 Millionen Menschen übernachteten im Kanton Luzern – davon mehr als die Hälfte in der Stadt. Klar, kommen die nicht alle per Reisecar oder Auto hierher, sondern zu einem guten Teil mit dem Zug.
Die hohen Passagierzahlen in Luzern stehen in krassem Gegensatz mit der vorhandenen Infrastruktur. In Sachen Kapazität rangiert der Bahnhof Luzern weit hinten: Der gesamte Bahnverkehr muss über vier Zufahrtsgleise abgewickelt werden. Zum Vergleich: Lausanne hat acht Zufahrten, Winterthur sogar neun.
Die Bahnhofszufahrt Luzern ist also ein Flaschenhals. Entsprechend fahren hier deutlich weniger Züge ein und aus als etwa in Winterthur und Lausanne. Und dies, obwohl die Passagiernachfrage höher ist. Die SBB betonen, dass die Kapazität in Luzern schon seit Jahren ausgereizt ist – jeder zusätzliche Zug würde das System überlasten.
Ein Ausbau des Angebots, etwa häufigere S-Bahnen, ist nur möglich, wenn die Kapazität des Bahnhofs vergrössert wird. Im Fokus steht zurzeit das Projekt Durchgangsbahnhof: Mit einer unterirdischen Durchmesserlinie soll der Engpass beseitigt und ein viel dichterer Fahrplan möglich werden.
Für den Luzerner Grünen-Nationalrat Michael Töngi sind die aktuellsten Passagierzahlen der Beweis, dass der Durchgangsbahnhof dringend nötig ist: «Auf der nationalen Bühne ist nicht allen klar, wie viele Personen in Luzern ein- und aussteigen, manchmal wird Luzern als einer der vielen Bahnhöfe einer mittelgrossen Stadt empfunden.» Ohne substanziellen Kapazitätsausbau «werden wir eine Rückverlagerung aufs Auto erleben mit mehr Stau und sinkender Lebensqualität in den Quartieren und Gemeinden», sagt Töngi.
Die Planungen für den Durchgangsbahnhof sind schon weit fortgeschritten. Das Okay aus Bern steht aber noch aus. Verkehrsminister Albert Rösti will die grossen Eisenbahnprojekte nochmals von einem Spezialistenteam der ETH auf ihren Nutzen überprüfen lassen. Im Herbst soll das Resultat vorliegen. Danach wird entschieden, welche Projekte im nächsten Ausbauschritt umgesetzt werden. Töngi ist mit diesem Vorgehen «nicht glücklich», wie er sagt: «Wozu braucht es einen externen Fachmann, wenn alle Informationen bei den zuständigen Bundesämtern und der SBB vorhanden sind?»
Auch die Luzerner Mitte-Ständerätin Andrea Gmür warnt davor, den Ausbau des Luzerner Bahnhofs auf die lange Bank zu schieben: «Luzern und die Zentralschweiz würden im Verkehr ersticken und die ganze Region wirtschaftlich, touristisch und ökologisch abgehängt. Dagegen gilt es anzukämpfen.» Gmür ist sich aber auch bewusst, welche Umwälzungen der Bau des Durchgangsbahnhofs für die Innenstadt haben wird. «Die Bauphase muss von langer Hand und im Detail vorbereitet und geplant werden.» So brauche es etwa einen Ersatz für die wegfallenden Parkplätze im Bahnhofparking.
Einen ganz anderen Lösungsansatz vertreten die Initianten der Idee «Eisenbahnkreuz»: Anstelle einer Durchmesserlinie mit Seeunterquerung schlagen sie eine neue Linie via Kriens nach Littau, Emmenbrücke und Ebikon vor. Damit könnte die überlastete Stammlinie grossräumig umfahren und gleichzeitig Kriens und Littau ans nationale Bahnnetz angeschlossen werden. Gemäss Bund und Kanton gibt es aktuell aber keine Pläne, eine solche Idee näher zu prüfen.
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