Bernau Breitbrunn Chiemsee: Attacken-Serie auf Biber - und wieder nur eine Witz-Strafe?


Repeated vandalism of beaver dams in the Chiemsee region of Germany highlights the insufficient punishment for harming protected animals, raising concerns about the consequences for beaver families and the role of politics.
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„Geht um Leben oder Tod“: Attacken-Serie auf Biber - und wieder nur eine Witz-Strafe?

Stand: 03.05.2025, 17:30 Uhr

Von: Lars Becker

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Biber-Beraterin Berit Arendt (rechts) und ein Baby-Biber (links). © Collage: dpa - Bund Naturschutz

Erst Bernau-Hittenkirchen, nun Breitbrunn – erneut ist ein burgsichernder Biber-Damm in der Region mutwillig zerstört worden. Eine Biberberaterin erklärt, welche Konsequenzen das für die streng geschützten Tiere hat, warum die Taten zunehmen und die Politik Mitschuld an der Situation trägt.

Bernau/Breitbrunn – Der Frühling ist in der Natur die Zeit, wo es vielerorts Nachwuchs gibt. So ist es auch bei den streng geschützten Bibern. „Jetzt im April, Mai werden die Jungen geboren“, sagt Biber-Beraterin Berit Arendt vom Bund Naturschutz dem OVB: „Wenn da so ein burgsichernder Damm zerstört wird, kann es um Leben oder Tod für die Familie gehen.“

Ein Biber-Baby (Symbol). © dpa

Das liegt daran, dass der Eingang der Biberburg dann nicht mehr unter Wasser, sondern im Trockenen liegt – und Luft und Feinde eindringen können.

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Passiert ist das in der Chiemsee-Region nun schon zweimal in kurzer Zeit. Nach einem Vorfall in Bernau-Hittenkirchen nun jüngst im April in Breitbrunn. Im zerstörten Biber-Damm steckte noch eine Mistgabel, die direkt zu einem Landwirt als Täter führte. Der 54-Jährige gab bei der Polizei-Vernehmung an, regelmäßig Äste zu entfernen, damit das Wasser ungestört abfließen könne. Ansonsten präsentierte sich der Mann komplett uneinsichtig, was den Schutz des Bibers und sein Vergehen betrifft. Nach Abschluss der Ermittlungen wird die Anzeige der Staatsanwaltschaft Traunstein zur Entscheidung übergeben.

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Drakonische Strafen – aber sie werden nie ausgesprochen

Der Verstoß gegen artenschutzrechtliche Bestimmungen ist nach Paragraph 71 Bundesnaturschutzgesetz strafbar. „Das kann mit einem Strafmaß von bis zu fünf Jahren Freiheitsstrafe oder einer Geldstrafe von bis zu 50.000 Euro geahndet werden“, schreibt die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt Rosenheim auf Anfrage. Das Problem daran: Solch drakonische Strafen werden faktisch nie ausgesprochen. „In einem Fall wurde ein Täter nach einem Jahr gefasst und dann musste er 800 Euro bezahlen“, erzählt Arendt. Ein absoluter Witz, mancherorts wird nicht einmal ernsthaft nach den Tätern von derlei Zerstörungen gesucht.

Biber-Beraterin Berit Arendt vom Bund Naturschutz. © Bund Naturschutz

„Fahren sie mal bei Rot über eine Ampel – da wird kein Polizist sagen ‚Schwamm drüber‘. Aber beim Biber wird das oft nicht ernst genommen. Dabei ist das kein Kavaliersdelikt, wie das Bürgermeister immer häufiger sagen“, so Arendt. Auch bei den Fällen am Chiemsee klingt in den Aussagen der örtlichen Spitzenpolitiker viel Verständnis für die Taten mit – schließlich sehen viele ihrer Wähler den Biber eher kritisch. Bernaus Bürgermeisterin Irene Biebl-Daiber spricht von einer „ungeschickten“ Tat und das zum Beispiel im Fall Hochwasserschutz der Mensch Priorität vor den Bibern haben müsse. „Klar ist, dass der Biber geschützt ist. Aber wir haben eine sehr hohe Population an Bibern, was unterschiedlichste Probleme bringt“, sagt Breitbrunns Bürgermeister Anton Baumgartner dem OVB.

Biber-Population im LandkreisIm Landkreis Rosenheim „werden Strafanzeigen zu Artenschutzverstößen beim Biber im höheren einstelligen Bereich gestellt.“ Wie viele tierische Baumeister es in der Region genau gibt, ist nicht bekannt. Die Zahl dürfte in den letzten Jahren wegen Naturschutzmaßnahmen aber eher gestiegen sein: „Im Landkreis Rosenheim hat sich eine stabile Population des Bibers entwickelt. Geeignete Lebensräume sind weitgehend besetzt.“ Eine „Überpopulation“ mit Bibern sei laut Biber-Berterin Berit Arendt nicht möglich: „Wenn der Lebensraum am Wasser erschöpft ist, gibt es extreme Revierkämpfe, bei der das unterlegene Tier meist totgebissen wird.“

Gefällte Bäume eine Gefahr?

Er spricht zum von der Gefahr durch von Bibern gefällten Bäumen auf öffentlichen Wegen: „Zudem haben die Landwirte Probleme, wenn auf ihren Flächen Wasser aufgestaut wird.“ Das wird auch den Landwirt aus Breitbrunn dazu getrieben haben, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. „Das genau ist das Problem, solche Fälle an bewussten Zerstörungen häufen sich. In unserer Gesellschaft ist es immer mehr so, dass man sofort schreit, wenn irgendwas nicht so läuft wie geplant. Und diese Einstellung wird leider von der Politik gefördert“, prangert Arendt an. Gerade im Naturschutz würden bestehende Gesetze relativiert oder nicht ernst genommen.

Es sei klar, dass die schon vor 50 Jahren gestartete Rückkehr des Bibers auch Probleme mit sich bringe: „Aber deshalb muss man doch auch als Politiker ganz klar sagen, dass man nicht ins Illegale umkippen darf.“ Bereits seit 1998 gibt es in Bayern ein gut funktionierendes Management für die geschützten Tiere mit einem breiten Netz meist ehrenamtlicher Biberberater. Es gebe laut Arendt immer die Möglichkeit, Lösungen für bestehende Probleme zu finden wie beispielsweise die Entnahme von nicht burgsichernden Dämmen. In Extremfällen, bei der die wirtschaftliche Existenz von Menschen auf dem Spiel steht, dürfen Biber sogar geschossen werden.

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Breitbrunns Ortschef Baumgartner erinnert sich in seinem Ort an eine gelungene Problem-Lösung „vor ein paar Jahren“ zwischen einem Landwirt und einem Biber-Berater. Ob der jetzt auf frischer Tat erwischte Landwirt den Kontakt zu einem Biber-Experten gesucht habe, weiß der Ortschef nicht. Es dürfte aber eher unwahrscheinlich sein. Laut Arendt seien Landwirte, aber auch Forst- und Teichwirte am meisten von den „Baumaßnahmen“ der Biber betroffen: „Deshalb gibt es mit diesen Berufsgruppen auch das größte Konflikt-Potenzial in Sachen Biber.“

„Abschreckende Bestrafung“

Taten wie Bernau-Hittenkirchen oder Breitbrunn findet Arendt trotzdem unentschuldbar – schließlich darf derlei Selbstjustiz keine Schule machen: „Manche Menschen sind unbelehrbar – deshalb bin ich auch für eine Bestrafung. Allerdings auch eine, die spürbar und abschreckend für andere ist.“ Es geht schließlich um Straftaten, die ganze Familien von streng geschützten Tieren ausrotten können.

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