An seinem «Liberation Day» Anfang April verkündete Donald Trump Strafzölle gegen mehrere Dutzend Länder.
Foto: Mark Schiefelbein
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Trumps Überzeugung, dass Zölle die USA wohlhabend machen, basiert auf einer vereinfachten Sicht auf die Geschichte. Sein Ideal ist das goldene US-Zeitalter zwischen 1870 und 1913. Seine Bewunderung gilt vor allem William McKinley, dem US-Präsidenten von 1897 bis 1901. Er habe die USA mit Zöllen und Talent sehr reich gemacht. Doch genau betrachtet taugt dieses historische Beispiel nicht als Vorbild für hohe Zölle. Es stimmt zwar, dass sich McKinley als Abgeordneter für höhere Schutzzölle starkmachte. Deswegen wurden die 1890 eingeführten Zölle nach ihm benannt, welche die Zollbelastung importierter Industrieprodukte von rund 38 auf 50 Prozent anhoben.
Doch McKinley, der sich im Wahlkampf als Tariff Man bezeichnete, änderte später seine Meinung und war gegen Ende seiner Amtszeit – er wurde erschossen – ein Anhänger von Freihandel und Zollabbau. Auch die Vorstellung, dass das goldene Zeitalter den hohen Zöllen zu verdanken ist, gilt als überholt. Viel wichtiger waren zu dieser Zeit der technologische Fortschritt, der Zugang zu günstigen Bodenschätzen und Rohstoffen sowie die Verfügbarkeit von massenweise eingewanderten Arbeitskräften. Die Zölle behinderten die Entwicklung sogar eher, denn sie hatten einen negativen Effekt auf die Produktivität, wie neue Studien zeigen.
Noch deutlicher wird die schädliche Wirkung von Zöllen am Beispiel der 1930er-Jahre, als in den USA der Smoot-Hawley Tariff Act beschlossen wurde. Angeregt von Senator Reed Smoot und vom Abgeordneten Willis Hawley erhöhten die USA während der Wirtschaftskrise die Schutzzölle auf über 20’000 Importgüter massiv, teilweise auf bis zu 60 Prozent. Doch anstatt der heimischen Wirtschaft zu helfen, beschleunigten sie den Absturz, denn die Handelspartner reagierten mit Vergeltungszöllen. Der Welthandel brach zusammen: Die US-Exporte nach Europa waren 1932 noch ein Drittel so hoch wie 1929. Wirtschaftshistoriker sind sich einig: Die Zölle waren zwar nicht der Auslöser der Grossen Depression, aber sie verschärften die Wirtschaftskrise.
Ein jüngeres, weniger prominentes Beispiel für schädlichen Protektionismus sind die argentinischen Zölle auf elektronische Güter unter der Regierung von Cristina Fernández de Kirchner zu Beginn der 2010er-Jahre. Mit einem Importzoll von 35 Prozent sollte die lokale Industrie gestärkt werden. Das bewahrte ein paar Jobs, sorgte aber auch für teure Ineffizienzen und minderwertige Produkte: Fernseher und Telefone kosteten in Argentinien doppelt so viel wie im marktwirtschaftlichen Chile – und für ein neues iPhone reisten Argentinier in Massen in die USA.
Auch Indien hat schlechte Erfahrungen mit Zöllen gemacht. Nach der Unabhängigkeit von Grossbritannien 1947 wollte sich das Land von der Importabhängigkeit befreien und mehr Waren selbst herstellen. Hohe Importzölle waren dafür das wichtigste Instrument. Sie bremsten die Entwicklung massiv. Erst nach der Finanzkrise 1991 wurden die Schutzzölle von 125 auf 13 Prozent gesenkt. Indiens Wirtschaft blühte auf und ist unterdessen die fünftgrösste Volkswirtschaft.
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