The article critiques Donald Trump's protectionist trade policies, arguing that his obsession with tariffs is harming American citizens. Trump's actions are presented as a fulfillment of a long-held belief that the US has been exploited in global trade.
Trump's plan involves balancing trade deficits and reviving American industry, a core tenet of his 'Make America Great Again' campaign. While some economists support his protectionist stance, the article highlights the potential negative effects of a trade war, particularly the risk of inflation and recession. The author argues that Trump's approach lacks political pragmatism due to potential voter backlash.
The article notes that while voters might be more loyal in the polarized American political climate, Trump's overestimation of his political capital is a significant risk. Even if his experiment succeeds, the industrial renaissance would be a lengthy process. The author emphasizes that most Americans lack financial reserves to withstand the potential economic hardship from this policy, ultimately highlighting the disproportionate burden placed on the American people.
Der populistische Präsident will den globalen Handelsstreit so sehr, dass er das amerikanische Volk vergisst.
Im Rosengarten des Weissen Hauses, am 2. April, zeigte Trump der Welt den Meister. Er bekräftigte, wie ernst es ihm ist mit dem Protektionismus der amerikanischen Industrie. «Jahrzehntelang wurde unser Land geplündert, ausgebeutet, vergewaltigt und beraubt, von Nationen nah und fern, sowohl von Freund als auch von Feind», intonierte er am Mittwochabend zu Beginn seiner Rede im Rosengarten des Weissen Hauses. Dann liess er den Zollhammer auf die vermeintlichen Handelsfeinde in Brüssel, Peking und Bern niedersausen.
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Wobei er sehr gut gelaunt schien, während er die Welthandelsordnung zumindest für den Moment zertrümmerte – und die Spekulationen, dass Trump es doch nicht so ganz ernst meint mit seinen grossspurigen Drohungen.
Für Trump war es ein Freudentag, ein persönlicher «Tag der Befreiung», denn für ihn ging ein Jugendtraum in Erfüllung. Die paranoide Vorstellung, dass die USA von listigen Handelspartnern abgezockt und ruiniert würden, prägte Trump schon in den achtziger Jahren. Schon damals sah sich der aufstrebende Immobilienunternehmer als prädestiniert an, die amerikanische Volkswirtschaft zu retten.
Man darf sich von der absurden Theatralik seines Auftritts nicht täuschen lassen: Trump hat einen Plan für die Neuordnung der Welthandelsordnung, der während Jahrzehnten gereift ist und den die Classe politique und économique zunächst verspottete. Das änderte sich mit seiner Wahl zum Präsidenten der USA 2016 – sein Gespür für die gebeutelte amerikanische Arbeiterschaft verhalf ihm zum Erfolg. Es ist Trumps Leistung, dass sich in den USA sowohl die Republikaner wie die Demokraten vom Freihandel grösstenteils verabschiedet haben.
Doch dem Maximalisten Trump genügt das nicht. Er will mehr, er will die Handelsbilanzdefizite ausgleichen und eine Renaissance der amerikanischen Industrie erwirken. Das ist der Kerngedanke von «Make America great again». Nationalkonservative Ökonomen sind in Washington en vogue, wie etwa Oren Cass, der Trumps Protektionismus theoretisch untermauert. Cass argumentiert, dass der Freihandel zu negativen externen Effekten führe, indem er die industrielle Basis eines Landes vernichte. Da Konsumenten sich von tiefen Preisen leiten liessen und nicht von der nationalen Sicherheit oder wirtschaftlicher Resilienz, müsse man sie von der Sucht nach billigen Importgütern befreien – mittels hoher Zölle, so Cass. Der Standpunkt ist nicht esoterisch, allerdings blendet Cass die negativen Effekte eines Handelsstreits aus.
Das Problem von Trump ist nicht, dass er gänzlich falsch läge, sondern dass seine Obsession, die amerikanische Wirtschaft «befreien» zu müssen, so masslos ist, dass er seinen politischen Instinkt verloren hat. Denn der Backlash seitens der Wähler wird früher oder später kommen, wenn die Inflation wieder anzieht und die Ersparnisse für die Altersvorsorge an der Börse dezimiert werden. Trump und seine Mitstreiter haben im Vorfeld des «Liberation Day» begonnen, die Amerikaner auf eine Rezession vorzubereiten. Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass die Wähler wenig Toleranz für Wirtschaftskrisen haben, wie die Abwahl der Präsidenten Jimmy Carter und George Bush zeigt.
Es mag sein, dass in der polarisierten amerikanischen Politik die Wähler treuer geworden sind. Wahrscheinlicher ist, dass Trump sein politisches Kapital schwer überschätzt. Selbst wenn das tollkühne Experiment von Trump aufginge, die USA aus dem Handelskrieg als Sieger hervorgingen und es zu einer Renaissance der amerikanischen Industrie käme: Es wäre ein langfristiger Prozess. Die Mühlen der Politik mahlen schneller, als dass sich die Industrie wiedererwecken lässt, das musste auch Joe Biden jüngst erfahren.
Die meisten Amerikaner haben kein Reservepolster, um auf das Elysium zu warten, das ihnen Trump verspricht. Sie sind hoch verschuldet und leben von Lohnschein zu Lohnschein. Der grosse Volksverführer wird die Kosten für sein megalomanisches Experiment nicht bezahlen – das sind die anderen.
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