Friedrich Merz (69), der nächste deutsche Bundeskanzler, macht den Russen eine unverblümte Kampfansage: Er will Taurus-Langstreckenraketen an die Ukraine liefern. Dort sollen sie etwa gegen russische Militäreinrichtungen auf der besetzten Krim eingesetzt werden können – einschliesslich der Kertsch-Brücke, so Merz. Die 19 Kilometer lange Brücke dient den russischen Streitkräften als wichtige Nachschubroute. Es wäre eine neue Eskalationsstufe.
Die Aussage machte Merz auch in Reaktion auf den russischen Raketen-Angriff auf Sumy mit mindestens 35 Toten. Seine Worte haben die Russen zum Ausrasten gebracht.
Merz nannte explizit die wichtigste Landverbindung zwischen Russland und der Krim als mögliches Ziel, weil auf der Krim der grösste Teil des militärischen Nachschubs für die russische Armee liege. «Das wäre eine Möglichkeit, dieses Land nun endlich einmal strategisch ‹vor die Lage› zu bringen», sagte Merz über einen möglichen Angriff auf die Kertsch-Brücke.
Friedrich Merz über Putin:«Er muss die Aussichtslosigkeit dieses Krieges erkennen»
Merz plädierte dafür, die Ukraine im Widerstand gegen die russische Armee zu unterstützen. «Ich bin nicht davon überzeugt, dass Putin auf Schwäche und auf Friedensangebote positiv reagiert», sagte Merz. Putin müsse irgendwann «die Aussichtslosigkeit dieses Krieges erkennen». Merz betonte: «Und dafür müssen wir der Ukraine helfen.»
Die Ukraine hat bereits von den USA gelieferte ATACMS erhalten. Auch Grossbritannien und Frankreich haben Marschflugkörper geliefert. Die Storm Shadow und Scalp genannten, fast identischen Waffensysteme gelten als weniger präzise als Taurus und haben eine geringere Reichweite. Taurus kann 500 Kilometer entfernte Ziele erreichen – von der Ukraine aus also auch Moskau.
Während der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz (66) die Lieferung von Taurus aus Sorge vor einer Eskalation wiederholt blockiert hat, kritisiert Merz diese Haltung seit langem.
Mit der geplanten Kanzlerwahl am 6. Mai von Merz könnte die Entscheidung über die Lieferung von Taurus bald auf die politische Tagesordnung kommen. Ob seine künftigen SPD-Koalitionspartner das Vorhaben unterstützen werden, bleibt ungewiss: Taurus fehlt im Koalitionsvertrag.
Der bisherige (und wohl auch künftige) SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius (65) hat sich am Montag skeptisch geäussert. Für die Lieferung von Taurus gebe es zwar gute Argumente, es gebe aber auch «gute Argumente dagegen». Nur einen Teil davon könne man öffentlich diskutieren, sagte Pistorius an einer SPD-Konferenz in Hannover.
In Moskau haben Merz' Äusserungen heftige Reaktion ausgelöst. «Überleg zweimal, Nazi!», schrieb der Vizechef des russischen nationalen Sicherheitsrates, Dmitri Medwedew (59), auf X. Merz werde «von der Erinnerung an seinen Vater verfolgt, der in Hitlers Wehrmacht diente», schrieb Medwedew.
Kremlsprecher Dmitri Peskow (57) warf Merz vor, es auf eine Eskalation im Ukraine-Krieg abzusehen. Russland hatte Taurus-Lieferungen wiederholt als «rote Linie» bezeichnet.
Taurus-Marschflugkörper können Ziele in bis zu 500 Kilometern Entfernung treffen.
Foto: Funke Foto Services
Vor einem Angriff auf die Krim-Brücke hatte die Atommacht Russland wiederholt gewarnt. Moskau hatte zudem im März 2024 ein abgehörtes Gespräch von Offizieren der deutschen Bundeswehr veröffentlicht, die die Zerstörung der Krim-Brücke mit Taurus-Marschflugkörpern besprochen hatten.
«Im Endeffekt geht es ja nicht um einzelne Waffensysteme», sagte Sicherheitsexpertin Claudia Major (48) zu BR24. «Sondern es geht darum, ob die Europäer bereit sind, genug politisch, wirtschaftlich und militärisch bereitzustellen, damit die Ukraine keinen Diktatfrieden akzeptieren muss.» Hier sei die Haltung der nächsten deutschen Regierung entscheidend. Eine Taurus-Lieferung wäre dabei ein klares Zeichen an Putin, dass der Westen nicht nachgibt.
Ob Taurus den Krieg allerdings entscheidend verändern würde, ist offen. In der «Zeit» kritisieren Experten, dass die Ukraine derzeit weder die passenden Kampfflugzeuge, noch ausreichend geschultes Personal habe, um die Waffe effektiv einzusetzen.
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