Sie sprachen sich gegen Gerhard Pfister als Bundesrat aus, forderten eine Frauenkandidatur – und scheiterten. Dann wollten sie eine Frau im Parteipräsidium und scheiterten erneut. Nun nehmen sie das Fraktionspräsidium ins Visier. Halbherzig.
Gerhard Pfister, der Mann, der die Partei seit Jahren führt und gemeinsam mit seiner Parteisekretärin Gianna Luzio die Fusion der CVP mit der BDP samt Namens- und Profilwechsel durchgezogen hat, sollte nicht Bundesrat werden. Schon zwei Tage nach dem abrupten Abgang von Mitte-Bundesrätin Viola Amherd Mitte Januar sagte die Zürcher Nationalrätin Yvonne Bürgin in der Politsendung «Arena»: «Ich präferiere grundsätzlich jüngere Kandidatinnen für die Nachfolge.»
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Am selben Tag hatte die Luzerner Ständerätin Andrea Gmür zu Protokoll gegeben, der Präsident müsse nun endlich den Konflikt zwischen ein paar ehemaligen Angestellten und der Parteisekretärin aufarbeiten. «Wenn bis zur Bundesratswahl die Sache nicht geklärt ist, geht das nicht mit Herrn Pfister auf dem Ticket.»
Was sie nicht sagte: An «der Sache» haben auch einige Frauen ihren Anteil. Unzufriedene Ex-Angestellte hatten mit Hilfe von Einzelpersonen aus dem Kreis der Mitte-Frauen ein Berner Anwaltsbüro damit beauftragt, die «Arbeitsplatzsituation auf dem Generalsekretariat» zu untersuchen.
Seither hat Gerhard Pfister auf eine Kandidatur als Bundesrat verzichtet, hat Parteisekretärin Gianna Luzio ihre Kündigung eingereicht und haben mehr oder weniger alle als Bundesratskandidatinnen infrage kommenden Mitte-Frauen ihren Verzicht bekanntgegeben. Gewählt wurde am 12. März im zweiten Wahlgang der Zuger Regierungsrat Martin Pfister.
Sein Konkurrent, der Bauernverbandspräsident Markus Ritter, hatte keine Chance. Er war über sein forsches Naturell gestolpert und auch ein wenig über die Parteikolleginnen. Als er seine Kandidatur bekanntgab, sagte er, er verhindere keine Frauenkandidatur. Denn die Frauen in seiner Partei interessierten sich nicht so für das Verteidigungsdepartement.
Christina Bachmann-Roth, die Präsidentin der Mitte-Frauen, reagierte empört: «Seine Aussagen enttäuschen mich», sagte sie, «sie sind ein Affront gegen unsere Verteidigungsministerin Viola Amherd.» Die Sicherheitspolitikerin Andrea Gmür zum Beispiel sei sehr geeignet für das Amt. Allerdings sagte auch Andrea Gmür nach langem Zögern ab, und so blieb es bei Martin Pfister und Markus Ritter.
In einem Mediencommuniqué hatte die Präsidentin der Frauenpartei bereits nach Pfisters Ankündigung, das Parteipräsidium zu verlassen, geschrieben: «Haben wir als Gesellschaft immer noch Angst vor erfolgreichen starken Frauen?» Obwohl es «zahlreiche hervorragende Frauen» gebe, würden auch für die Nachfolge Pfisters an der Spitze der Partei vor allem Männernamen ins Spiel gebracht. Die Mitte-Frauen forderten deshalb, dass die Findungskommission zu 50 Prozent mit Frauen besetzt werde.
Die Kommission bildete sich wie gewünscht, doch eine Frau, die Parteipräsidentin werden wollte, fand sich trotzdem nicht. Am Donnerstag hat sich auch die letzte verbliebene Kandidatin, Nicole Barandun, zurückgezogen. Den Zeitungen von CH Media sagte die Zürcher Nationalrätin und langjährige Co-Präsidentin der Zürcher Kantonalpartei, leider habe sie niemanden gefunden, der sich neben ihr für ein Co-Präsidium zur Verfügung habe stellen wollen.
Bereits nach Viola Amherds Rücktritt hatte Mitte-Frauen-Präsidentin Christina Bachmann-Roth betont, es gebe einige Frauen, die sich für dieses Amt interessierten. Im Hinblick auf die anstehende Neubesetzung des Parteipräsidiums sagte Nicole Barandun, die Frauen müssten sich jetzt überlegen, ob sie die Partei jetzt prägen wollten.
Doch es fand sich erneut keine Frau. Zur Wahl stehen nun noch der Favorit von Anfang an, Matthias Bregy, der Chef der Bundeshausfraktion, und der Berner Nationalrat Reto Nause.
Damit bleibt den Mitte-Frauen vorläufig nur noch das Fraktionspräsidium zur Eroberung. Nicole Barandun sagt, generell sei sie daran eher weniger interessiert. Immerhin gibt Yvonne Bürgin, Vizepräsidentin der Partei, bekannt, sie sei am Amt interessiert. Sie wurde – wie Barandun – im Herbst 2023 in den Nationalrat gewählt und gehört dem nationalen Parlament seit anderthalb Jahren an.
Das sind mässige Aussichten für eine erfolgreiche Kandidatur. Das weiss auch Nicole Barandun. Dass die Frauen weder eine Kandidatin für den Bundesrat noch eine für das Präsidium gefunden hätten, halte sie für kein Problem, beteuerte sie dem Journalisten von CH Media. «Wir Parlamentarierinnen der Mitte haben nicht den Eindruck, dass wir keine prestigeträchtigen Ämter besetzen können, wenn wir wollen.»
Immerhin habe die Mitte mit Doris Leuthard, Eveline Widmer-Schlumpf und Viola Amherd drei Bundesrätinnen gestellt.
Schlägt die Stunde der Frauen nicht in der Zukunft, dann hat sie vielleicht in der Vergangenheit schon geschlagen.
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