Ramsau bei Berchtesgaden: Spendenwelle für Familie Wegscheider


After a devastating house fire in Ramsau bei Berchtesgaden, the Wegscheider family received overwhelming support and donations, totaling over 33,000 euros, but also faced online criticism and the challenge of rebuilding their lives.
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Nach Feuer-Inferno in Ramsau: Spenden für Familie Wegscheider - Kritik im Netz „hat echt wehgetan“

Stand: 05.05.2025, 11:11 Uhr

Von: Kilian Pfeiffer

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Das Wohnhaus in Ramsau war bei einem Brand vor mehreren Wochen zerstört worden. © kp

Über 33.000 Euro von mehr als 450 Unterstützern: Die Solidarität mit Familie Wegscheider, deren Haus im Bergsteigerdorf Ramsau vor wenigen Wochen vollständig niederbrannte, war überwältigend. Die Spendenkampagne wurde für die Familie zur finanziellen Stütze und zum Symbol eines Neuanfangs. „Dass so viele Menschen an uns gedacht haben, hat uns einfach umgehauen“, sagt Florian Wegscheider. Nun leben die Wegscheiders übergangsweise in einem leerstehenden Einfamilienhaus in Schönau am Königssee. Bis zur Rückkehr ins Leben ist es aber noch ein langer Weg.

Ramsau/Schönau am Königssee - „Herzlich willkommen“, sagt Florian Wegscheider und öffnet die Haustür. Er steht im beschaulichen Garten des Hauses, das ihnen für die nächsten Monate als Zuflucht dient. Dass alles so schnell ging, überrascht selbst seine Frau Catharina. „Wir wussten ja gar nicht mehr, wohin mit uns“, sagt sie.

Der Eigentümer, Klaus Thielen, hatte nach dem Brand vom Schicksal der Familie gelesen und sich daraufhin gemeldet. „Ich konnte mir gut vorstellen, wie schlimm das alles sein muss“, sagt er. „Das Haus stand leer. Für mich war klar, dass ich helfen will.“ Die Familie darf mietfrei wohnen. Florian übernimmt aber die Nebenkosten. „Das ist mir wichtig”, sagt er. Thielens Geste hat für die Wegscheiders unschätzbaren Wert.

Klaus Thielen (Mitte) bietet Catharina und Florian Wegscheider mit ihren Kindern eine vorübergehende Unterkunft. © kp

Viele Spenden erhalten

Fakt ist aber schon jetzt: Die Bleibe ist nur vorübergehend. Das etwa 160 Quadratmeter große Gebäude soll verkauft werden. Es war längere Zeit unbewohnt. Möbel aus dem Vorbesitz sind geblieben. Die Wegscheiders können diese nutzen. In den Zimmern stapeln sich Kisten mit Spenden - Kleidung, Spielsachen, Geschirr, Küchenutensilien. Der Berg an Hilfsgütern war so groß, dass Florian manches ablehnen musste.

„Die Hilfsbereitschaft war unfassbar“, sagt Catharina. Die Küche ist mittlerweile vollständig ausgestattet - großzügige Spender aus Reichenhall und Piding haben sie mit allem Notwendigen versorgt. Für den fünfjährigen Sohn Beni gab es Spielzeugautos, Bücher, Brettspiele. „Wir sind einfach nur dankbar“, sagt Catharina Wegscheider.

Eine regelrechte Spendenwelle erreichte die Familie. © kp

Nichts ist mehr wie zuvor

Dennoch: „Ein richtiges Zuhause ist es noch nicht“, sagt Florian. „Es fühlt sich noch nicht so an - eher wie ein Provisorium.“ Bis zum Herbst dürfen sie bleiben. Was danach kommt, ist ungewiss. Diese Unklarheit nagt an ihm. Der 46-Jährige schläft schlecht, wacht nachts auf. Seit dem Brand ist nichts mehr wie zuvor. Seine gesamte Ausrüstung für den Hausmeisterservice: zerstört. Persönliche Erinnerungsstücke, die Modellautosammlung seines Großvaters: alles verloren. „Ich weiß oft nicht, warum ich überhaupt aufstehen soll“, sagt er. „Der Kopf ist einfach nur voll.“

In Ramsau steht das alte Haus - eine verkohlte Ruine mit einsturzgefährdetem Dachstuhl. Ein Gutachter bestätigte mittlerweile die dramatische Statik: Nur der Keller scheint halbwegs intakt. Ein Wiederaufbau scheint ausgeschlossen. Ein Rechtsstreit mit dem Eigentümer bahnt sich an. Florian dokumentiert deshalb alles: Er erstellt momentan eine Inventarliste für seine Anwältin. Neun Seiten sind es bereits, ergänzt mit alten und neuen Fotos. Auch während des Besuchs notiert er. „Ich muss alles festhalten“, sagt er. „Sonst bleibt uns am Ende gar nichts.“

Negative Kommentare zermürben Familie

Auch Catharina kämpft. Sie wurde vorübergehend von ihrer Arbeit in einem Berchtesgadener Lebensmittelladen freigestellt. Ab Mitte Mai soll sie zurückkehren. Ein Schritt zurück in die Normalität - so schwer das auch fällt. Sohn Beni geht wieder in den Kindergarten. Doch seit dem Brand kann er nicht mehr allein schlafen. Auch er spürt, dass nichts mehr ist wie früher.

Als ob wir das alles mit Absicht gemacht hätten.

Was Florian besonders schmerzt: die negativen Kommentare im Netz. Auf Facebook wurde die Familie kritisiert - vor allem wegen der fehlenden Hausratversicherung. „Das hat echt wehgetan“, sagt er. „Als ob wir das alles mit Absicht gemacht hätten.“ Der Druck, sich rechtfertigen zu müssen, zermürbt ihn. Er schläft schlecht, ist fahrig, vergesslich. „Es dreht sich alles nur noch im Kopf.“ Immerhin: Eine Mietrechtsschutzversicherung besteht. Ein kleiner Rest an Sicherheit.

„Mir fehlen die Worte“

Trotz allem bleibt die Hilfsbereitschaft eine Stütze. Mehr als 450 Menschen haben gespendet. Christian Fendt, der Spendeninitiator und Freund der Familie, hat jedem einzelnen gedankt. „Mir fehlen wirklich die Worte, dass so viele etwas gaben”, sagt er. Dazu kamen Sachspenden und persönliche Hilfsangebote: von Nachbarn, von Unbekannten, aus dem ganzen Landkreis. Klaus Thielen, der Hausbesitzer, sagt rückblickend: „Ein solches Schicksal kann jeden ereilen.“

Kurz nach dem Unglück war der Familie das Entsetzen anzusehen. Noch heute macht ihnen das Feuer und der Verlust ihres Zuhauses schwer zu schaffen. © Archiv: kp

Florian ist zerrissen. Das Gespräch in der Gemeinde zu sein, die ständigen Blicke, die Gerüchte: All das macht das Leben schwer. Der Gedanke, ganz neu anzufangen, gewinnt an Gewicht. Orte wie Waging stehen im Raum. „Vielleicht ist es besser, wenn wir von hier weggehen“, sagt er. Die Verbundenheit zur alten Heimat ist zwar geblieben - aber der Schmerz über das Erlebte eben auch.

Der schwierige Weg in Richtung Normalität

Es gibt sie dennoch, die kleinen Inseln der Zuversicht: Wenn das Telefon klingelt und sich jemand erkundigt. Ob Hilfe gebraucht wird, ob man noch etwas tun kann, wie es der Familie geht. „Vor uns liegt noch jede Menge Arbeit”, sagt er. In den vergangenen Tagen hat der Mittvierziger begonnen, wieder über die Rückkehr in seinen Beruf nachzudenken.

Er ist gelernter Maurer und bietet Hausmeistertätigkeiten an. Er habe sich bereits ein Angebot für neue Werkzeuge und Geräte machen lassen, erzählt er. Noch sei unklar, wann und wie er wieder anfangen könne, doch die ersten Schritte zurück ins Arbeitsleben sind gemacht. „Einen Großteil der Spenden wollen wir aber aufheben.” Es soll das Startkapital für später sein. Wenn klar ist, wo das Leben für die Wegscheiders weitergeht. (kp)

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