Regierung: sieben Kandidaten wollen den freien Sitz erobern


Seven candidates are vying for the vacant seat on the Thurgau SP government council, a record number of applicants for this position.
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Rekordzahl bei den Kandidaturen: Mit Markus Birk und Sandrine Nikolic-Fuss gehen sieben Personen ins Rennen um den Thurgauer SP-Regierungsratssitz

Erst Barbara Dätwyler, dann Walter Hugentobler, Marina Bruggmann, Kenny Greber, Ruth Faller Graf und jetzt noch zwei: Mit dem Diessenhofer Stadtpräsidenten Markus Birk und Kantonsrätin Sandrine Nikolic-Fuss kandidieren insgesamt sieben Personen für den freien Sitz in der Regierung.

Sieben Bewerbungen, sieben Empfehlungen an den Parteitag: Marina Bruggmann, Markus Birk, Barbara Dätwyler, Kenny Greber, Sandrine Nikolic-Fuss, Walter Hugentobler und Ruth Faller Graf. Bild: zvg

Die üblicherweise fünfköpfige Thurgauer Regierung ist in Unterbesetzung. Nach dem unerwarteten Tod der amtierenden SP-Regierungsrätin Sonja Wiesmann ist das Departement für Justiz und Sicherheit (DJS) verwaist. Die Ersatzwahl hat der Regierungsrat auf den 18. Mai angesetzt. Ein allfälliger zweiter Wahlgang findet am 15. Juni 2025 statt.

Die SP erhebt klar Anspruch auf den Sitz und nahm bis am Sonntag, 23. Februar, Kandidaturen von SP-Mitgliedern entgegen. Mittlerweile haben fünf Parteimitglieder ihr Interesse angemeldet. Am Dienstagabend, 25. Februar, wird die SP Thurgau nach ihrer Kantonalvorstandssitzung über die Kandidaturen informieren, die zuhanden des Parteitags vom 20. März empfohlen werden.

Sandrine Nikolic-Fuss hat sich für den freien Regierungsratssitz beworben. Sie ist Gewerkschaftspräsidentin der Cabin Crew Members und Kantonsrätin. Bild: zvg

Krisenerprobt. Das sei sie, sagt SP-Kantonsrätin Sandrine Nikolic-Fuss aus Bettwiesen. Als Präsidentin der europäischen Sektion der International Transport Federation (ITF) trage sie Verantwortung für über 380’000 Angestellte in der Zivilluftfahrt. Auch als Präsidentin der Gewerkschaft der Cabin Crew Members habe sie mehrfach erfolgreiche Verhandlungen geführt.«Im Regierungsrat braucht es jemanden, der lösungsorientiert und konsensfähig arbeitet», sagt Nikolic-Fuss. «Das kann ich.» Zwei Legislaturen als Regierungsrätin würde die 55-Jährige sicher leisten wollen.

«Mir kommt meine Erfahrung zugute, dass ich bereits grosse Verantwortung für sehr viele Menschen trage – ich bin eine Lobbyistin für Menschen», sagt die Maître de Cabine und studierte Historikerin. Als Gewerkschaftspräsidentin hat sie reichlich Erfahrung in einer Führungsposition.

Ihre Kandidatur hat Nikolic-Fuss relativ früh eingereicht. Sie habe sich an den Ablauf gehalten und dies in Absprache mit der Bezirkspartei getan, weshalb sie auch nicht vorgängig an die Medien ging. Die insgesamt sieben Kandidaturen wertet sie als starkes Zeichen für die SP und als Bereicherung. «Es sind sehr wertvolle Kandidaturen – die Kompetenzen sind da», sagt Sandrine Nikolic-Fuss.

Markus Birk ist auch in die Runde der Kandidaten für den freien Regierungssitz eingestiegen. Bild: Ralph Ribi

«Ich hätte nicht gedacht, dass alle sieben Kandidaten zur Wahl vorgeschlagen werden», sagt Markus Birk. Der 54-Jährige ist Stadtpräsident von Diessenhofen und Bewerber für den freien Regierungssitz. Obschon er vom Kantonalvorstand eine engere Auswahl erwartet hat, sei er mit dem Siebnervorschlag zuhanden des Parteitages einverstanden.

«Ich habe schon länger überlegt, dass der Regierungsrat für mich als Stadtpräsident ein möglicher nächster Schritt sein könnte», sagt Birk Obschon er mit Leib und Seele sein jetziges Exekutivamt ausübe, würde er sich gerne in den Dienst der ganzen Thurgauer Bevölkerung stellen. Als Stadtpräsident bringe er genügend Erfahrung in der Exekutive mit und könne sich zwei bis drei Legislaturen im Amt vorstellen.

«Als Militarist liegt mir die Sicherheitspolitik am Herzen und die Justiz ist in einem demokratischen Staat ein sehr wichtiges Standbein.» Der Diessenhofer würde in der Regierung zudem den Bezirk Frauenfeld vertreten und die Randregion Diessenhofen stärken. Punkten will Birk auch mit seiner politischen Haltung: «Ich sage von mir, dass ich ein liberaler SPler bin.»

Ruth Faller Graf ist Präsidentin des Bezirksgerichts Kreuzlingen. Bild: Ralph Ribi

Sie ist Mitglied der SP, politisch aber dennoch ein unbeschriebenes Blatt: Ruth Faller Graf (55), Präsidentin des Bezirksgerichts Kreuzlingen. Aufgrund der Gewaltentrennung habe sie keine politische Karriere angestrebt, nennt sie als Grund. «Deshalb bin ich aber kein unpolitischer Mensch», sagt die Juristin, Ehefrau und Mutter einer 20-jährigen Tochter. Den Support ihrer Familie habe sie, sonst würde sie nicht kandidieren. «Ein Regierungsratsamt ist auch ein dienendes Amt an der Bevölkerung, das ist zeit- und arbeitsintensiv.»

Auslöser für ihre Kandidatur ist das vakante Departement für Justiz und Sicherheit (DJS). Obwohl Faller Graf weiss, dass sie das Departement nicht selbst wählen kann, sagt sie: «Diese Arbeit reizt mich, sie ist mir inhaltlich sehr vertraut», sagt Ruth Faller Graf. Von ihrer Gerichtstätigkeit her sei sie vertraut mit dem Departement, das Parallelen mit den Abläufen in der Justiz habe. Das gelte auch für die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Gremien, der Polizei und der Staatsanwaltschaft.

Ihrer fehlenden politischen Erfahrung beispielsweise als Kantonsrätin will die Gerichtspräsidentin mit Sach- und Fachkompetenz begegnen. Es liege nun am Kantonalvorstand oder am Parteitag, wie mit ihrer Kandidatur umzugehen sei. «Ich kann nur gewinnen», sagt Ruth Faller Graf. Ihr sei sehr wohl in dem, was sie beruflich mache. «Ich würde mich aber sehr über die Chance freuen und das Amt als Regierungsrätin mit viel Elan angehen.»

Nach fünf bekannten gewordenen Kandidaturen ist die Ausgangslage bei der SP Thurgau so spannend wie schon lange nicht mehr. Das würdigt auch Ruth Faller Graf: «Ich finde es sehr positiv, dass so viele Personen bereit sind, Verantwortung zu übernehmen.»

Kenny Greber ist erst seit ein paar Monaten Kantonsrat. Bild: Ralph Ribi

Die jüngste Kandidatur macht am Donnerstagmorgen in den sozialen Medien die Runde: jene von Kenny Greber. Der Weinfelder ist in den Grossen Rat nachgerutscht, als Sonja Wiesmann Regierungsrätin wurde – und will jetzt offensichtlich auch in der Exekutive ihr Nachfolger werden.

Im Video, mit dem Greber seine Kandidatur bekannt gibt, sagt er: «Ich habe mich bewusst für meinen eigenen Weg entschieden, diese Mitteilung nicht zuerst in den Medien zu platzieren, sondern direkt zu kommunizieren.»

Er sei auf den sozialen Medien sehr aktiv, habe auf seinen Kanälen Leute um sich herum, die ihm wichtig seien und seinen politischen Weg verfolgten und unterstützten, sagt Greber auf Anfrage: «Es war mir wichtig, nahe bei diesen Leuten zu sein und sie zuerst auf meinen eigenen Kanälen zu informieren.»

Kenny Grebers Motivation für die Kandidatur: «Ich will Verantwortung übernehmen, meine Erfahrung gezielt einbringen.» Als Friedensrichter kenne er ausserdem die Verwaltung und ihre Prozesse. Dass er der jüngste Kandidierende ist, sieht Greber nicht als Nachteil, sondern als Chance: «Ich will einen neuen Weg gehen, für den viele Jahre Erfahrung im Kantonsrat nicht die Hauptqualifikation darstellen müssen.»

Ein Regierungs-Amt als Karriere-Option war schon länger eine Idee in Kenny Grebers Hinterkopf. «Hätte ich wählen können, hätte ich nicht zu diesem traurigen Zeitpunkt kandidiert», sagt er, «aber ich fühle mich bereit.» Seine Rolle als Überraschungskandidat ist ihm derweil bewusst: «Meine Kandidatur ist nicht die, die man erwartet hat, aber sie kommt aus voller Überzeugung.»

Die Frauenfelder Stadträtin Barbara Dätwyler Weber kandidiert um die Nachfolge der verstorbenen Regierungsrätin Sonja Wiesmann. Bild: Ralph Ribi

Die 50-jährige Frauenfelder SP-Stadträtin und Kantonsrätin Barbara Dätwyler hat sich als erste entschieden, erneut für den Regierungsrat zu kandidieren. Sie hätte es bereits bei der letzten internen Ausmarchung um ein Haar geschafft. Im parteiinternen Duell unterlag sie an der Nominationsversammlung der später gewählten Wigoltinger Gemeindepräsidentin Sonja Wiesmann.

«An meiner Motivation, für den Regierungsrat zu kandidieren, hat sich nichts geändert», erklärt sie auf Anfrage. «Nur hat sich die Türe vor einem Jahr geschlossen und nun tragischerweise unverhofft wieder geöffnet.» Die vielen positiven Rückmeldungen schon bei ihrem ersten Auswahlverfahren sowie der damalige sehr knappe Ausgang der internen Ausmarchung hätten ihr bewiesen, dass ihre Chancen intakt seien.

«Ich bin kantonsweit bekannt und habe aktuelle Exekutiverfahrung sowie Führungserfahrung in einem Departement mit 90 Mitarbeitenden», sagt sie. Als Mitglied des Grossen Rates wisse sie um die jetzige herausfordernde Zeit im Regierungsrat. «Diese Herausforderung scheue ich nicht. All diese Überlegungen fanden immer in Absprache mit meiner Familie und meinen engsten Vertrauten innerhalb der Partei statt.»

Zwei Legislaturen oder mehr gelten als Usus für ein politisches Amt in dieser Liga. Ist die Bereitschaft da? «Ich habe noch einen Zeithorizont bezüglich Arbeitsleben von 15 Jahren vor mir», antwortet die 50-Jährige gelassen. Zwei bis drei Legislaturen seien für sie somit klar.

Walter Hugentobler will in den Regierungsrat – zum zweiten Mal nach 2015. Bild: Reto Martin

Mit dem 62-jährigen Walter Hugentobler aus Matzingen outet sich am Mittwoch auch der erste Mann im Rahmen des parteiinternen Nominationsverfahrens. «Am Freitag habe ich die Findungskommission über mein Interesse an einer Kandidatur informiert», sagt er. Als Beweggründe nennt er insbesondere, aus allen politischen Kreisen Aufforderungen erhalten zu haben, aber auch sein grosses politisches Interesse sowie die Verbundenheit zum Kanton Thurgau. Er ist bereit, für zwei Legislaturen anzutreten.

Der ehemalige SP-Kantonsrat und Gemeindepräsident kandidierte bereits vor zehn Jahren für einen Sitz in der Thurgauer Regierung. Damals unterlag er parteiintern Cornelia Komposch. Sie ist aus gesundheitlichen Gründen 2024 nicht mehr zu den Erneuerungswahlen angetreten.

Walter Hugentobler war bis Ende 2024 Direktor des Klosters Fischingen und ist seither Leiter des umfassenden Sanierungs- und Vitalisierungsprojekts des Klosters Fischingen, das mit 20 Millionen Franken aus den sogenannten TKB-Millionen unterstützt wird.

SP-Kantonalpräsidentin und Kantonsrätin Marina Bruggmann möchte in den Regierungsrat. Bild: Andrea Tina Stalder

Auch die amtierende Präsidentin der SP Thurgau, Marina Bruggmann aus Salmsach, bewirbt sich um die Nachfolge von Regierungsrätin Sonja Wiesmann. Sie bestätigt: «Ich habe am Mittwoch ebenfalls die Fraktion über meine eingegebene Bewerbung informiert.»

«Meine Teamfähigkeit, Zielorientierung und hohe Belastbarkeit habe ich unter Beweis gestellt», antwortet sie auf die Frage nach ihren Beweggründen. Mit Kommunikationsstärke und Überzeugungskraft gestalte sie Gremienarbeit konstruktiv und treibe Projekte erfolgreich voran. «Diese Kompetenzen, gepaart mit meinem Verständnis öffentlicher Prozesse, werde ich als Regierungsrätin nutzen, um zukunftsweisende Strategien massgeblich zu entwickeln. Ich bin bereit.»

Zwei Legislaturen betrachtet sie fast als Voraussetzung. «Jedoch wissen wir, dass das Leben manchmal eigene Wege geht.»

Zur Frage, ob bei der Findungskommission oder der Geschäftsstelle der SP Thurgau noch weitere Kandidaturen eingegangen sind, mag sich Parteisekretär Yves Müller noch nicht äussern.

Bis Sonntag, 23. Februar 2025, konnten SP-Mitglieder ihre Kandidatur einreichen. Eine speziell gebildete dreiköpfige Findungskommission unter der Leitung der Kreuzlinger SP-Nationalrätin Nina Schläfli wird die eingegangenen Kandidaturen auf Vollständigkeit prüfen und an den Kantonalvorstand weiterleiten. Dieser wird am Dienstag, 25. Februar, entscheiden, welche Vorschläge sie dem Parteitag vom 20. März unterbreiten wird. Die SP Thurgau stellt in Aussicht, die Empfehlungen zuhanden des Parteitags noch Dienstagnacht nach der Kantonalvorstandssitzung zu kommunizieren.

Vom Nominationsentscheid wird abhängen, ob auch andere Parteien mit einer Kandidatur in den Ring steigen werden. Insbesondere Aufrecht Thurgau, aber auch die Grünen und die GLP haben erklärt, über eine Kandidatur nachzudenken.

Die Ersatzwahl in den Regierungsrat findet am Sonntag, 18. Mai, statt. Gleichentags wird an der Urne über die Abschaffung der kantonalen Liegenschaftssteuer entschieden.

Vorschläge zur Aufnahme von Kandidatinnen und Kandidaten auf die Namensliste der Ersatzwahl können der Staatskanzlei schriftlich mit dem Wahlvorschlagsformular bis Montag, 24. März 2025, 16.30 Uhr (Eingang bei der Staatskanzlei) eingereicht werden. Sollte ein zweiter Wahlgang nötig werden, würde dieser am Sonntag, 15. Juni 2025, stattfinden.

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