Sicherheitslage im Kreis Traunstein gut, aber: Mehr Sex-Taten, mehr politische Delikte


Despite an overall positive security situation in Traunstein, Germany, police reported increases in sexual offenses, politically motivated crimes, and knife attacks.
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Sicherheitslage gut, aber: Mehr Sex-Taten, mehr politische Delikte - „und das Messer kommt in Mode“

Stand: 11.06.2025, 11:03 Uhr

Von: Xaver Eichstädter

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Beim Sicherheitsgespräch im Landratsamt Traunstein, von links: Ludger Otto von der Bundespolizeiinspektion Freilassing, Polizeipräsident Frank Hellwig, Landrat Josef Konhäuser und Polizei-Vizepräsident Michael Siefener. © xe

Die Sicherheitslage im Landkreis Traunstein ist eine der besten im Süden Oberbayerns - jetzt hat die Polizei die genauen Zahlen veröffentlicht: Sorgen machen den Beamten aber steigende Zahlen beim „Callcenter-Betrug“, bei bestimmten Sexualdelikten - und wie das Messer vor allem bei jungen Leuten „in Mode“ komme. Wir haben die Details:

Landkreis Traunstein - Im Wesentlichen waren es positive Nachrichten, die Polizeipräsident Frank Hellwig beim Sicherheitsgespräch im Traunsteiner Landratsamt am Dienstag (10. Juni) im Gepäck hatte: Im ohnehin schon äußerst sicheren südlichen Oberbayern nimmt der Landkreis Traunstein als zweitsicherster wiederum einen Spitzenplatz ein. 5374 Straftaten wurden im Jahr 2024 gezählt. Nur im Kreis Rosenheim ist weniger passiert. Aber: Während im gesamten Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd ein Rückgang an Delikten festgestellt wurde, gab es nur im Landkreis Traunstein ein kleines Plus von zwei Prozent im Vergleich zu 2023.

Über 72 Prozent aller Täter werden auch gefasst

Über 72 Prozent aller angezeigten Straftaten konnten aufgeklärt werden: „Schwerverbrecher haben‘s bei uns sehr schwer“, fasste es der Stellvertretende Landrat Josef Konhäuser (SPD) zusammen. Im Schnitt sind es 55 Polizeieinsätze täglich im Landkreis Traunstein. Auch der Anteil an Ausländern unter allen ermittelten Tatverdächtigen wurde genannt: Es sind über 47 Prozent - Tendenz steigend - bei einem Bevölkerungsanteil von eigentlich nur zwölf Prozent im Landkreis. „Das bereitet uns Sorge“, so Polizeipräsident Hellwig. Und: Fast jede vierte Straftat wird von einem Minderjährigen begangen. Hier zeigt die Kurve aber nach unten.

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Stark gestiegen ist über die letzten zehn Jahre die Zahl der Sexualdelikte: Waren es 2014 noch 64 liegt die aktuellste Zahl bei 199. Der größte Teil davon entfällt jedoch auf Kinderporno-Delikte. Michael Siefener, Vizepräsident der Polizei in Oberbayern Süd, sprach gar von einem „Boom“. Es bereite ihm Kopfschmerzen, dass sich Pädophile im Internet immer öfter als Gleichaltrige ausgäben. Aber auch die „Schulhofpornografie“ spiele eine Rolle, weil immer mehr Kinder Smartphones besäßen. Von den 199 Sexualdelikten im vorigen Jahr waren aber „nur“ 14 Fälle von sexueller Nötigung, sexueller Belästigung oder Vergewaltigungen.

Erstmals Zahlen zu Messerangriffen auf offener Straße

Immer häufiger werden auch Fälle vom sogenannten Callcenter-Betrug, also beispielsweise der Enkeltrick am Telefon oder „Schockanrufe“, wenn sich Kriminelle als Polizisten oder Staatsanwälte ausgeben und mit erfundenen Unfallgeschichten Geld von Opfern herauspressen. 63 Mal hat das im südlichen Oberbayern voriges Jahr geklappt. Diesen Erfolgen der Kriminellen stehen aber 2559 Versuche gegenüber. Fünfmal wurden Frauen und Männer aus dem Kreis Traunstein zum Opfer. Die Schadenssumme belief sich auf 320.000 Euro.

Die Gewaltkriminalität geht über die lange Sicht eher zurück. Beispiele wären Körperverletzungen, Tötungsdelikte oder auch Raub. 189 kamen voriges Jahre im Kreis Traunstein zusammen, fünf davon endeten tödlich. Erstmals wurden Messerangriffe im öffentlichen Raum auch gesondert erfasst: elfmal kam es vor, dass auf offener Straße im Landkreis zugestochen wurde. „Das Messer kommt bei jungen Leuten in Mode“, berichtete Michael Siefener. Oft seien Messerstecher aber auch psychisch krank. „Bei solchen Taten hat man kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren. Wenn da jemand entschlossen ist, wird es brandgefährlich.“

„Die Hemmschwelle, sich rechtsradikal zu äußern, ist gefallen“

Deutlich häufiger ist die Polizei auch mit politisch motivierter Kriminalität konfrontiert. 26 Straftaten wurden dem linken Spektrum zugeordnet, ein Plus von 86 Prozent gegenüber 2023. Ganze 128 Taten gehen auf das Konto der Rechten, ein Plus von 45 Prozent. Bei mehr als der Hälfte dieser Fälle geht es um rassistische oder antisemitische Hetze in den sozialen Netzwerken. „Die Hemmschwelle, sich rechtsradikal zu äußern, ist inzwischen gefallen“, konstatierte Landrat Konhäuser. Die Rauschgiftkriminalität ging wegen der Cannabis-Legalisierung deutlich zurück. Vor allem Kokain sei aber immer mehr im Umlauf.

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Die Bilanz der Verkehrsunfälle im Landkreis Traunstein ist mit einem Minus von knapp sechs Prozent leicht positiv. 4610 Mal hat es voriges Jahr auf den Straßen gekracht, dabei gab es 997 Verletzte und 16 Tote. Es fällt auf, dass unter den Verletzten und Getöteten immer mehr Senioren sind - „auch weil E-Bikes immer verbreiteter werden“, so Polizei-Vizepräsident Siefener. Er ordnet ein: „Jeder hat Angst vor Kriminellen. Aber die größere Gefahr sind die Verkehrsteilnehmer untereinander.“ Die häufigsten Unfallursachen sind fehlender Sicherheitsabstand oder zu wenig Achtsamkeit beim Abbiegen oder Rückwärtsfahren. (xe)

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