Steigende Bauzinsen: Regionale Baubranche schlägt Alarm


Rising construction interest rates in Germany are causing alarm in the regional construction industry, threatening the affordability of real estate and impacting businesses.
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In der regionalen Baubranche schrillen die Alarmglocken: Werden Immobilien bald unbezahlbar?

Stand: 03.04.2025, 11:08 Uhr

Von: Mathias Weinzierl

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Die steigenden Bauzinsen lassen die Kosten für die eigene Immobilie in die Höhe schnellen, weshalb potenzielle Hausbauer bereits ihren Traum vom Eigenheim ad acta gelegt haben. Was wiederum das Baugewerbe in die Krise stürzt. © Imago/Wolfilser

Während sich einzelne Branchen angesichts der geplanten Milliarden-Investitionen durch die designierte Bundesregierung die Hände reiben, schrillen in der Baubranche die Alarmglocken. Denn das Investitionspaket treibt die Bauzinsen hoch. Mit drastischen Folgen, wie Beispiele aus Kolbermoor zeigen.

Kolbermoor – Potenzielle Häuslebauer und Immobilienkäufer werden seit Wochen mit großen Bauschmerzen die aktuellen Kreditzinsen checken: Denn der Zinssatz kennt seit Jahresbeginn nur eine Richtung – und zwar nach oben. Was wiederum die Kosten für den Hausbau oder den Immobilienerwerb für Verbraucher, die das Geld nicht direkt hinblättern können, massiv in die Höhe treibt. Die Folge ist ein Domino-Effekt: Platzt der Traum vom Eigenheim, hat das auch massive Auswirkungen auf Betriebe des Baugewerbes.

Legt man beispielsweise die Zahlen des deutschlandweit aktiven Vermittlers für Baufinanzierungen, Interhyp, zugrunde, der nach eigenen Angaben mit rund 500 Banken zusammenarbeitet, so ist der Zinssatz bei einer Zinsbindung von 15 Jahren seit Jahresbeginn von durchschnittlich 3,27 Prozent auf derzeit 3,82 Prozent angestiegen. Ähnliches Bild bei einer Zinsbindung von zehn Jahren: Schloss der Verbraucher seinen Vertrag Anfang 2025 noch mit einem Zinssatz von 3,18 Prozent ab, stehen aktuell im Schnitt 3,68 Prozent im Darlehensvertrag.

Doch was bedeutet das für den Kreditnehmer? Nach Angaben eines Interhyp-Sprechers, der für das OVB eine Beispielrechnung aufgemacht hat, zahlt ein Kreditnehmer, der 340.000 Euro bei einer Tilgungsrate von zwei Prozent aufgenommen und eine Zinsbindung von zehn Jahren vereinbart hat, jetzt bereits monatlich rund 85 Euro mehr, als wenn er den Vertrag Anfang März abgeschlossen hätte. Im Vergleich zum Zinssatz, der Anfang des Jahres angeboten worden ist, sind es sogar monatliche Mehrkosten von rund 140 Euro.

Milliardenschweres Investitionsprogramm treibt den Zinssatz nach oben

Als Grund für den Anstieg der Zinssätze sehen Experten das geplante milliardenschwere Investitionsprogramm von Union und SPD, dass die beiden Parteien für den Fall einer Regierungsbildung angekündigt und dafür bereits in Bundestag und Bundesrat durch die Änderung des Grundgesetzes die Weichen gestellt haben. Denn durch die Ankündigung des Schuldenpakets stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe an, an dem sich auch die langfristigen Kapitalmarktzinsen orientieren.

Eine Entwicklung, die vor allem Unternehmen aus der Baubranche hart trifft. So bezeichnet Sebastian Daxeder, Geschäftsführer der DAWO Daxeder Wohnbau GmbH mit Sitz in Kolbermoor, die Situation als „im Augenblick katastrophal“. „Bei uns haben bereits Leute aufgrund der Finanzierung abgesagt“, spricht der Geschäftsführer des Bauträgers, der unter anderem schlüsselfertige Häuser und Wohnungen an die Kunden bringen will, über die direkten Auswirkungen des Zinshochs.

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Und das, obwohl er zum Jahresende 2024 aufgrund ermäßigter Zinsen noch „einen Hoffnungsschimmer“ gesehen habe. Daxeder befürchtet nun, dass die aktuelle Entwicklung in einen Teufelskreis führt. Denn potenzielle Immobilienkäufer, die genau rechnen müssten, könnten sich das Haus oder die Wohnung nicht mehr leisten und müssten weiter zur Miete wohnen. Doch auch die Mietpreise dürften anziehen, da die gestiegenen Kosten auf die Vermieter umgelegt würden.

Er hoffe zwar schon, dass Deutschland durch eine neue Bundesregierung „wirtschaftlich ein bisschen besser“ aufgestellt werde. Dennoch zeigt sich der DAWO-Geschäftsführer bereits während der laufenden Koalitionsverhandlungen „ernüchtert“. So tauche zumindest nach seiner Wahrnehmung in den Koalitionsgesprächen das Thema Wohnungsbau „eigentlich nicht auf“. „Ich verstehe nicht, dass der Staat dieses Problem, das eigentlich recht leicht zu lösen wäre, nicht angeht“, so Daxeder, der sich unkomplizierte Förderprogramme für potenzielle Bauherren und Immobilienkäufer wünschen würde, um „den Wohnungsbau wieder attraktiv zu machen“.

Baubranche ist laut R+F-Geschäftsführer Josef Nicolosi in eine „bedeutsame Krise“ gerutscht

Dass die Baubranche in Deutschland in den vergangenen Monaten in eine „bedeutsame Krise“ gerutscht ist, merkt auch Josef Nicolosi, Geschäftsführer der Richter+Frenzel (R+F) Rosenheim GmbH mit Sitz in Kolbermoor, Großhändler für Sanitär- und Haustechnik. „Das betrifft dann natürlich auch alle Baunebengewerbe, also auch uns und unsere Fachhandwerkskunden“, sagt der Geschäftsführer. Vor allem der Neubaubereich sei „massiv“ betroffen, der Bereich der Sanierung „bewegt sich auf einem stabilen Niveau“. Derzeit hätten viele Betriebe „mit rückläufigen Bestellungen und einem verhaltenen Investitionsklima“ zu kämpfen.

Einen Grund für die Krise schreibt er auch den gestiegenen Bauzinsen zu, die es für Häuslebauer schwieriger machen, den Immobilienkauf zu finanzieren. „Viele unserer Kunden sind ja auch Familien, die natürlich genau rechnen müssen“, sagt Nicolosi, der den Einbruch in der Baubranche seit 2024 auf einen zweistelligen Prozentbereich schätzt.

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Wobei die Bauzinsen laut des R+F-Geschäftsführers aber nicht der einzige Baustein für den Abschwung sei. Auch politische Vorgaben wie beispielsweise das Heizungsförderungsgesetz hätten ihren Teil dazu beigetragen. Nicolosi: „Viele Unternehmen sind durch die hohen Subventionen der Wärmeerzeuger hochgeflogen und fallen jetzt extrem tief.“

Dennoch seien derartige Krisen im Baugewerbe nicht ungewöhnlich und könnten von „gesunden Unternehmen überstanden“ werden. Damit sich das Blatt schnell wieder zugunsten der Baubranche wendet, hofft Nicolosi auf klare Zeichen aus Berlin: „Ich erwarte, dass es mit einer neuen Regierung in eine wirtschaftsfreundlichere Richtung geht.“

Wunsch nach weiterer Förderung klimafreundlicher Heizungen

Dabei sollte die Förderung für klimafreundliche Heizungen wie Wärmepumpen weiterhin gestärkt werden, um die Klimaziele zu erreichen, sagt der Geschäftsmann, der bislang in Hinblick auf die Koalitionsverhandlungen aber eher enttäuscht ist: „Ich bin da aktuell eher skeptisch, weil ich mich beim Auftreten der SPD schon auch fragen muss, wer eigentlich die Wahl gewonnen hat.“

Völlig unbeeindruckt angesichts der steigenden Bauzinsen zeigt sich derzeit hingegen Fritz Hartinger, Geschäftsführer des Kolbermoorer Unternehmens Elektro Hartinger und Sohn GmbH & Co. KG. „Wir sind mit unserem Auftragsvorlauf und unserer Auslastung sehr zufrieden“, verrät Hartinger auf OVB-Anfrage. Er selbst sieht durch die steigenden Zinsen zwar die Gefahr, dass positive Entwicklungen auf dem Wohnungsmarkt gebremst würden, „wenn nicht durch den Staat zusätzliche finanzielle Anreize und Erleichterungen geschaffen werden“. Sein Unternehmen tangiert das nach eigenen Angaben aber weniger. Hartinger: „Da wir eher gewerbe- und industrielastig sind, betreffen uns die Auswirkungen am Wohnungsmarkt nicht so sehr.“

Lange Wunschliste an die neue Bundesregierung

Was aber nicht bedeutet, dass der Kolbermoorer Geschäftsführer nicht eine lange Wunschliste für die neue Bundesregierung hätte, um das Baugewerbe allgemein zu stärken. So seien schnellere Genehmigungsverfahren, Erleichterungen bei den Bauauflagen sowie steuerliche Anerkennung von Aufwendungen bei Eigennutzung von Wohnimmobilien wichtige Punkte, um einen soliden Aufschwung im Sektor Bau zu erreichen. Zudem brauche es „weitere zielgerichtete Förderprogramme für den dringend benötigten sozialgebundenen Wohnraum, beispielsweise die Bereitstellung von zinsverbilligten Mitteln“, so die Forderung des Kolbermoorer Unternehmers.

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