Landesweit haben am Wochenende in den USA Hunderttausende von Menschen gegen den Präsidenten demonstriert. Folgen nun bald Zugeständnisse von Donald Trump?
30'000 Menschen in Boston, mehr als 20'000 in Washington und Hunderttausende von Demonstrantinnen und Demonstranten in Städten wie New York, Los Angeles und Chicago: Die Opposition gegen den neuen amerikanischen Präsidenten ist, mit einiger Verspätung, erwacht. Erstmals seit dem Amtsantritt von Donald Trump am 20. Januar haben am Samstag landesweite Massenproteste gegen die amerikanische Regierung stattgefunden. Selbst in europäischen Metropolen gingen die Menschen auf die Strasse.
Die Proteste richteten sich gegen die Fiskalpolitik von Trump, den rabiaten Stellenabbau in der Bundesverwaltung und die bisweilen brutale Einwanderungspolitik. Und natürlich ist auch vielen Amerikanerinnen und Amerikanern ein Dorn im Auge, wie sich der Präsident vom Rest der Welt abschottet – zuletzt mit der Ankündigung, auf sämtlichen Importen Strafzölle zu erheben. Im Land geht die Angst um, dass Trump mit seiner schlingernden Wirtschaftspolitik die grösste Volkswirtschaft der Welt mutwillig in eine Rezession stürzen wird.
Die USA zählen gemäss der offiziellen Statistik mehr als 341 Millionen Bewohnerinnen und Bewohner. Selbst wenn am Samstag im ganzen Land 1 oder 2 Millionen Menschen demonstrierten, dann ist dies verhältnismässig eine geringe Zahl – auf die Einwohnerzahl der viel kleineren Schweiz bezogen wären es zum Beispiel einige Zehntausend Menschen.
Und natürlich wird sich Trump von diesen Demonstranten, die mit seiner Politik noch nie viel anfangen konnten, nicht beeindrucken lassen. Am Wochenende verbreitete der Präsident, der an seinem Wohnsitz in Palm Beach (Florida) viel Zeit auf dem Golfplatz verbrachte, Durchhalteparolen auf seinem Internetdienst Truth Social. «Das ist eine ökonomische Revolution», schrieb Trump zum Beispiel, «und wir werden gewinnen.» Sein Ziel sei es letztlich, möglichst viele Arbeitsplätze und Unternehmen in den USA anzusiedeln.
Selbst der Präsident scheint aber zur Kenntnis genommen zu haben, dass der Weg zur wirtschaftlichen «Befreiung» der USA lang ist. «Es wird nicht leicht», schrieb er auf Truth Social. Diese Aussage bezog sich nicht nur auf das Portemonnaie der Amerikanerinnen und Amerikaner, die aufgrund der Strafzölle schon bald für Alltagsgüter deutlich mehr bezahlen müssen. Sie richtete sich auch an Politiker der Republikanischen Partei.
China has been hit much harder than the USA, not even close. They, and many other nations, have treated us unsustainably badly. We have been the dumb and helpless “whipping post,” but not any longer. We are bringing back jobs and businesses like never before. Already, more than…
— Donald J. Trump Posts From His Truth Social (@TrumpDailyPosts) April 5, 2025
Denn die politischen Flitterwochen, die (fast) jeder neu installierte amerikanische Präsident geniesst, sind für Trump bereits zu Ende. Zweieinhalb Monate nach Amtsantritt sind rund 50 Prozent der Amerikanerinnen und Amerikaner mit seiner Amtsführung unzufrieden. 49 Prozent unterstützen ihn weiterhin gemäss den Zahlen des Umfrage-Analysten Nate Silver.
Ein Unterschied von 1 Prozentpunkt, das mag pingelig klingen. Aber entscheidend ist der Trend, vor allen in Wählergruppen, die sich im vorigen November überraschend deutlich an der Urne für Trump aussprachen. Diese Entwicklung wird den Parteifreunden des Präsidenten Angst machen. Denn viele Republikaner stehen spätestens im November 2026 wieder zur Wahl, sind also darauf angewiesen, dass Trumps Politik die Stimmung in der Bevölkerung recht kurzfristig verbessert.
Hier setzt die Opposition ein. Sie will den Verbündeten des Präsidenten Angst machen, mit Grossaufmärschen und ständigen Protesten. Ähnlich wie in der ersten Amtszeit von Präsident Trump, die von 2017 bis 2021 dauerte, möchte das Anti-Trump-Lager so Konzessionen erzwingen. Ob das funktionieren wird? Die nächsten Monate werden es zeigen.
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