The article's central argument is that modern ethical standards, which reject causing suffering and killing, contradict the widespread consumption of meat. It posits that there's no justifiable reason to violate the basic interests of animals for dietary purposes, particularly given the prevalence of inhumane factory farming practices.
While acknowledging that a vegetarian diet is nutritionally sound and even preferable given high meat consumption, the text notes that veganism presents potential nutritional challenges (B12 and iron deficiencies), although manageable with supplements.
The article addresses the societal perception of meat consumption as tradition, a sign of prosperity, and culturally ingrained practices (citing Foie gras as an example). These factors often overshadow ethical considerations.
The author contends that a transition to vegetarianism is feasible and would significantly reduce animal suffering. He suggests that a vegetarian society could incorporate limited dairy and egg products without animal slaughter. However, he concludes that currently, these products are inextricably linked to the meat industry, promoting veganism as the more ethically consistent choice.
The article concludes that the ethical case for vegetarianism is simple: there is no need or justification for harming animals for food, making it a personal responsibility for everyone.
Es gibt keine Notwendigkeit und damit auch keine Rechtfertigung mehr, gegen die Grundinteressen von Tieren zu verstossen.
Unter Ernährungswissenschaftern ist heute allgemein anerkannt, dass eine vegetarische Ernährung nicht nur möglich, sondern angesichts zu hohen Fleischkonsums zu befürworten ist. Allerdings spricht ernährungswissenschaftlich nichts gegen geringen Fleischkonsum. Umstrittener ist die vegane, auf Eier und Milchprodukte verzichtende Ernährung. Bei ihr kann insbesondere die B12- und Eisenversorgung problematisch werden, die durch Präparate sicherzustellen ist. Zumindest Erwachsene können sich aber ohne Mangelerscheinungen vegan ernähren.
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Damit wird Fleischkonsum moralisch inkonsequent, ächtet die moderne Moral doch Leidzufügung und Töten: Es gibt keine Rechtfertigung, für Ernährungszwecke gegen das Interesse an Leidvermeidung und das Überlebensinteresse von Tieren zu verstossen, also keine Rechtfertigung für Leiden verursachende Haltungsformen, insbesondere die kaum artgerecht mögliche Massentierhaltung (über 90 Prozent der Tiere, 80 Prozent bei Rindern), und für das Töten (oft auch mit Leiden verbunden: Fehlbetäubungsrate um die 10 Prozent, Erstickungstod bei Fischen).
Allerdings sehen die meisten Menschen Fleischkonsum nicht als moralische Angelegenheit an – sondern als Tradition, als etwas Selbstverständliches, auch als Zeichen von Wohlstand. Mit steigendem Einkommen steigt deshalb der Fleischverbrauch; weltweit liegt er bei um die 40 Kilogramm pro Kopf gegenüber 80 Kilogramm in den Industrieländern. Erst bei allgemein hohem Einkommensniveau stagniert der Fleischverbrauch oder sinkt leicht. Weltweit werden jährlich rund 75 Milliarden Landwirbeltiere geschlachtet (70 Milliarden Geflügeltiere, 1,5 Milliarden Schweine, 300 Millionen Rinder) und die unglaubliche Zahl von geschätzt zwischen 0,97 und 2,7 Billionen wild gefangenen Fischen, wozu gewichtsmässig etwa die gleiche Menge in Aquakultur kommt.
Allerdings sehen die meisten Menschen Fleischkonsum als Tradition an, als etwas Selbstverständliches, auch als Zeichen von Wohlstand.
Selbstverständliches zu ändern, ist schwierig: Die je eigene karnivore Tradition zählt mehr als Moral (so wurde etwa Foie gras zum französischen «Kultur»erbe erklärt). Oft wird als Argument für Fleischkonsum auch auf die Natur verwiesen, wo Fressen und Gefressenwerden normal ist – was allerdings für Moral als rein menschliche Angelegenheit, die keine natürliche Vorgabe einfach hinnimmt, kein Vorbild sein kann.
Würde man die Interessen der Tiere berücksichtigen, ergäbe sich eine vegetarische Gesellschaft. Da die Gesellschaft auf Fleischkonsum verzichten könnte, ohne zentrale Bereiche infrage zu stellen, wäre eine Umstellung relativ leicht möglich. Die Anzahl der domestizierten Tiere würde stark sinken, so wie es mit den Pferden im 20. Jahrhundert geschah. Eine vegetarische Gesellschaft könnte begrenzt Milch- und Eierprodukte – ohne Tötung der Tiere – konsumieren. Die «überzähligen» männlichen Nachkommen müssten entweder durchgefüttert oder vor der Geburt «aussortiert» werden.
Bis anhin und auf dem heutigen Versorgungsniveau sind Eier- und Milchverzehr jedoch untrennbar mit der Fleischindustrie verbunden (Lebenszeit eines Huhns: ein bis eineinhalb Jahre, einer Milchkuh: fünf bis sechs Jahre – beide könnten fünfzehn bis zwanzig Jahre alt werden). Folglich sollte man sich heute vegan ernähren.
Für den Vegetarismus braucht es keine komplizierte, nur für Spezialisten verständliche Argumentation. Er gründet moralisch auf zwei einfachen Punkten: Es gibt heute keine Notwendigkeit und deshalb keine Rechtfertigung, wegen der Ernährung gegen die Grundinteressen der Tiere zu verstossen. Und weil es dabei um die Essgewohnheiten geht, für die man selbst Verantwortung trägt, ist davon jeder und jede betroffen. Die offiziell anerkannte Moral, die Leidzufügung und Töten ächtet, steht im Gegensatz zum Alltagshandeln, und gerade deshalb wird auf den Vegetarismus oft allergisch reagiert: Seine Forderungen sind an sich selbstverständlich.
Sigbert Gebert ist Philosoph und Soziologe; seine letzte Buchveröffentlichung: «Summa philosophiae» (2024).
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