Die Kunst des guten Urlaubs: So gelingen Sommerferien


This article uses principles of economics, such as opportunity cost and diminishing marginal utility, to advise on how to have a more satisfying summer vacation.
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Die Kunst des guten Urlaubs: Mit diesen vier Prinzipien gelingen die Sommerferien

Die Ökonomie hilft nicht nur dabei, eine Volkswirtschaft zu steuern oder eine Firma zu führen. Sie hält auch Tipps bereit, wie man am meisten aus seinen Ferien macht.

Das passende Hemd angezogen, die Sonnenbrille um den Hals gehängt: Doch für den perfekten Urlaub reicht das noch nicht. Richard Baker / Corbis / Getty

Die perfekten Ferien – ein Traum, der oft zum Albtraum wird. Überfüllte Strände, endlose Warteschlangen und die quälende Frage: War das jetzt entspannend? Wer diesen Sommer dem Ferienstress entkommen will, kann sich von der Volkswirtschaftslehre inspirieren lassen. Vier Prinzipien weisen den Weg zu mehr Ferienglück.

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1. Opportunitätskosten: Was kostet der perfekte Sonnenuntergang wirklich?

Lassen Sie uns früh beginnen, richtig früh. Stellen Sie sich vor: Sie stehen um fünf Uhr morgens auf, um den Sonnenaufgang über Santorini zu fotografieren. Ihr Instagram-Post soll später Hunderte Likes sammeln und für grüne Neid-Smileys im Familien-Chat sorgen – viel digitale Befriedigung also. Aber ist es das wirklich wert?

Hier kommen die Opportunitätskosten ins Spiel: Jede Entscheidung bedeutet den Verzicht auf die nächstbeste Alternative. Ihre Fotosafari kostet Sie nicht nur Schlaf, sondern auch einen Spaziergang über den leeren Strand oder einen entspannten Espresso mit Blick übers Meer. Plötzlich wird klar, warum so viele Ferienreisende gestresst nach Hause zurückkehren. Sie haben die wertvollste Ferienressource falsch eingesetzt: Sie haben ihre Zeit genutzt, aber nicht genossen.

Fragen Sie sich deshalb bei geplanten Aktivitäten: «Will ich das jetzt wirklich tun?» Manchmal ist die Antwort überraschend. Kaffee trinken Sie zwar auch zu Hause. Aber vielleicht stiftet der Kaffee in einem gemütlichen Hafenlokal mehr Glück als das hektische Abarbeiten einer Sehenswürdigkeit – vor allem, wenn es schon die sechste in Folge ist.

2. Grenznutzen: Warum das fĂĽnfte Gelato nicht mehr glĂĽcklich macht

Das bringt uns nahtlos zum nächsten Konzept: dem Grenznutzen. Die Fährfahrt zurück nach Athen ist überstanden, das Zimmer bezogen – jetzt schnell zum berühmten Glace-Verkäufer in der Altstadt. Die erste Kugel ist himmlisch. Die zweite: phantastisch. Die dritte: etwas süss. Die vierte? Statt Glück, leichte Übelkeit und Reue. Sie haben soeben das Konzept des abnehmenden Grenznutzens erfahren.

Dieses Konzept beschreibt, dass bei vielen Dingen jede zusätzliche Einheit weniger Freude bringt als die vorherige. Nicht nur bei der Glace zeigt sich das, sondern bei fast allen Tätigkeiten (etwa im Museum: «Wie viele Räume kommen noch?»). Wer mehr aus seinen Ferien herausholen will, setzt daher auf Abwechslung – bei Sehenswürdigkeiten, Aktivitäten oder Restaurants. Damit bleibt man stets im Bereich eines hohen Grenznutzens.

3. Sunk Cost: Das GlĂĽck beginnt mit dem Loslassen

Wer das Konzept des Grenznutzens gemeistert hat, ist parat für die nächste Idee aus der Ökonomie. Stellen Sie sich vor: Es regnet in Strömen, doch Sie haben bereits 48 Euro für eine geführte Stadttour bezahlt. Also ziehen Sie los – tropfnass und genervt. Ein klassischer Fall von «versunkenen Kosten». Dieses Konzept beschreibt Aufwände, die bereits gemacht wurden und nicht mehr rückgängig zu machen sind.

Ökonomisch gesehen sollten versunkene Kosten bei späteren Entscheidungen keine Rolle mehr spielen – und doch halten sie uns oft in unangenehmen Situationen fest. Wir schlendern durch schlechte Museen, weil der Eintritt teuer war. Wir essen mittelmässige Mahlzeiten auf, weil wir sie bestellt haben. Gute Ferien beginnen daher oft dort, wo man sich erlaubt, vergangene Fehlentscheide loszulassen.

4. Lucas-Kritik: Warum Sie nicht das kriegen, was Sie planen

Damit zum vierten und letzten Konzept: der Lucas-Kritik. Der amerikanische Nobelpreisträger Robert Lucas revolutionierte damit die Wirtschaftspolitik im 20. Jahrhundert. Seine Kritik schlägt auch in den Ferien zu, nämlich bei «Geheimtipps». Stellen Sie sich vor, Sie haben einen solchen für ein Restaurant im alten Hafen erhalten. Lokal und lauschig soll es sein. Dumm nur, dass mittlerweile auf Instagram auch andere dieses Paradies entdeckt haben. Lauschig? Das war einmal.

Deshalb hält Lucas fest: In ökonomischen Modellen müssen Menschen immer so abgebildet werden, als würden sie das Modell selbst kennen und sich entsprechend verhalten. Ohne diese «rationalen Erwartungen» verliert das Modell seine Aussagekraft. Oder: Wenn genug Menschen den gleichen Tipp – das gleiche «Modell» – nutzen, wird aus dem Geheimtipp ein Massenziel. Wie in der Politik gilt es also auch im Urlaub, Verhaltensänderungen zu berücksichtigen.

Rationale Erwartungen bedeuten letztlich, dass Sie Unentdecktes, Einzigartiges, ja sogar die Erholung kaum planen können. Die paradoxe Konsequenz: Was immer Sie in den Ferien suchen, suchen Sie es nicht systematisch. Folgen Sie stattdessen Ihrem Bauchgefühl, sprechen Sie mit Menschen vor Ort, lassen Sie Raum für Zufälle. Das klingt wie ein trotziger Akt gegenüber der Verfügbarkeitslogik des Tourismus. Doch selbst rationale Ökonomen wissen, dass sich wahres Ferienglück meist nicht planen lässt.

JĂĽrg MĂĽller ist Direktor des liberalen Think-Tanks Avenir Suisse.

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