Israel greift Irans Atomanlagen nicht mehr an: Ist das Ziel ein Regimewechsel?


Israel's shift in focus from directly targeting Iranian nuclear facilities to potentially aiming for regime change through the elimination of Ayatollah Khamenei is analyzed, considering the role of US involvement and the ongoing conflict.
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Seit Freitag greift Israel die Atomanlagen nicht mehr direkt an: Ist das eigentliche Ziel ein Regimewechsel in Iran?

Mangels Bomben, die Teherans Nuklearprogramm den entscheidenden Schlag versetzen, verschiebt sich der Fokus der israelischen Offensive. Israels Politiker sprechen öffentlich darüber, Irans obersten Führer zu töten – und auch Donald Trump verschärft den Ton gegenüber Ayatollah Ali Khamenei.

Irans oberster Führer Ayatollah Ali Khamenei: Wird Israel versuchen, auch ihn zu töten? Office Of The Iranian Supreme Leader / Wana / Reuters

Iran scheint die Kraft auszugehen. In der vierten Nacht des Kriegs feuerte Teheran «nur» rund dreissig ballistische Raketen auf Israel. Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn wurden bei den Angriffen keine Israeli getötet. Auch am Dienstagmorgen und am späteren Nachmittag heulten die Alarmsirenen im ganzen Land, als Iran jeweils kleinere Salven von rund zehn bis zwanzig Raketen in Richtung Israel abfeuerte. Einige der Projektile schlugen ein. Ein Busdepot und ein Lagerhaus in der Nähe der Stadt Herzliya gingen in Flammen auf. Es kursierten zudem Gerüchte, dass es Iran gelungen sei, die Militärbasis in Glilot zu treffen, wo eine Eliteeinheit des israelischen Militärgeheimdiensts ihren Sitz hat.

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Dennoch: Mit jedem Tag erreichen weniger Raketen die Bevölkerungszentren in Israel. Seit Beginn des Kriegs hat die israelische Armee laut eigenen Angaben über ein Drittel aller iranischen Raketenabschussrampen zerstört. Der weniger intensive Beschuss sei auf die «Raketenjagd» der Luftwaffe zurückzuführen, sagte ein israelischer Militärbeamter am Dienstag.

Mehrmals täglich veröffentlicht Israels Armee Berichte über die Zerstörung von Waffenfabriken, Abschussrampen oder Raketenlagern. Meldungen über Angriffe auf die iranischen Nuklearanlagen – die laut Israel das Hauptziel des Kriegs sind – bleiben allerdings aus. Die Internationale Atomenergiebehörde teilte am Montag mit, sie habe seit dem ersten Kriegstag keine weiteren Schäden an den Atomanlagen Isfahan und Natanz registriert. Israels Armee bestätigt dies, weist allerdings darauf hin, dass es Ziele angreife, die für das Nuklearprogramm wichtig seien – etwa das Hauptquartier der militärischen Forschungsabteilung in Teheran.

Israel fehlen weiterhin die schweren Bomben, um die tief unter der Erde vergrabene Nuklearanlage Fordo zu zerstören. Diese haben nur die USA. Die israelische Regierung versucht daher offenbar mit Hochdruck, Präsident Donald Trump zu einem Kriegseintritt zu bewegen. Unterdessen verschiebt sich der Fokus der israelischen Offensive. Primär geht es nun um die Zerstörung des iranischen Raketenarsenals. Gleichzeitig werden jene Stimmen lauter, die den angeblich alles entscheidenden Schlag fordern: die Tötung von Ayatollah Ali Khamenei – was einen Sturz des iranischen Regimes zur Folge haben könnte.

Israel pokert auf den Eintritt der USA

«Es scheint, als hätten wir unsere Möglichkeiten ausgeschöpft, um die Nuklearanlagen noch weiter zu beschädigen», sagt Eldad Shavit im Gespräch. Der Sicherheitsexperte am Institute for National Security Studies in Tel Aviv geht davon aus, dass es der israelischen Luftwaffe gelungen ist, die rund 14 000 in Natanz gelagerten Zentrifugen zu zerstören. In Israel wird zudem darüber spekuliert, ob es neben den bunkerbrechenden Bomben weitere Möglichkeiten gebe, Fordo lahmzulegen – etwa die Entsendung von Spezialkräften. Eldad Shavit hält das für unwahrscheinlich: «Wenn wir andere Möglichkeiten hätten, dann hätten wir sie schon ausprobiert.»

Israel spekuliert daher auf einen Kriegseintritt der USA. Nur die amerikanische Luftwaffe verfügt über die 14 000 Kilo schweren Bomben, die möglicherweise in der Lage wären, die tief unter einem Berg versteckte Anlage in Fordo zu zerstören. Laut Gerüchten soll sich Ministerpräsident Netanyahus engster Vertrauter Ron Dermer am Dienstag auf den Weg in die USA gemacht haben.

Donald Trump sendet weiterhin ambivalente Signale: Einerseits strebt er nach wie vor ein Abkommen mit Iran an. Andererseits forderte er kurz vor seiner plötzlichen Abreise vom G-7-Treffen in Kanada am Montag die Bewohner Teherans auf, die Millionenstadt zu verlassen. Am Dienstagabend verfasste Trump auf seinem sozialen Netzwerk Truth Social einen kurzen Beitrag, in dem er die «bedingungslose Kapitulation» des iranischen Regimes fordert.

Sollte Iran in der gegenwärtigen Situation wieder an den Verhandlungstisch zurückkehren, wäre die Aufgabe des Nuklearprogramms wohl die Minimalforderung der USA und Israels. Womöglich müsste Teheran auch seine Langstreckenraketen abgeben und sein Milizensystem abwickeln. Eldad Shavit glaubt allerdings nicht, dass eine Übereinkunft mit Teheran das präferierte Kriegsende der Regierung in Jerusalem ist: «Die Israeli wollen, dass die USA Fordo bombardieren. Denn sie vertrauen einem Abkommen mit Iran nicht.»

Nimmt Israel Khamenei ins Visier?

Ebenfalls am Dienstagabend berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass die USA Kampfjets in den Nahen Osten verlegt hätten. Doch solange Trump den Befehl zum Einsatz nicht gibt, erhöht Israel den Druck auf das iranische Regime: Zunächst schloss Benjamin Netanyahu in einem Interview am Montagabend die Ermordung von Ayatollah Ali Khamenei nicht aus. Am folgenden Tag legte Verteidigungsminister Israel Katz nach. Khamenei solle vorsichtig sein, dass ihn nicht das gleiche Schicksal ereile wie den irakischen Diktator Saddam Hussein.

Hussein wurde 2003 nach dem amerikanischen Einmarsch im Irak gestürzt und drei Jahre später hingerichtet. «Israel will das iranische Regime nicht stürzen, denn dazu hat es nicht die Fähigkeiten», sagt der Sicherheitsexperte Eldad Shavit. Einen Regimewechsel könnten nur die Iraner selbst herbeiführen. Doch Israel erhöht laut Shavit den Druck auf Khamenei und seinen Machtapparat, um ihn zum Einlenken zu bewegen.

Trump scheint sich dieser Strategie anzuschliessen. Die USA wüssten genau, wo sich Khamenei befinde, schrieb er am Dienstag: «Er ist ein leichtes Ziel, aber dort ist er sicher – wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.» Die Geduld Washingtons sei begrenzt.

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