Luftfahrt: Airbus stiehlt Boeing in Le Bourget die Show


At the Paris Air Show, Airbus surpasses Boeing in new orders, while a recent Boeing plane crash in India casts a shadow over the American company.
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Airbus stiehlt Boeing an der weltgrössten Luftfahrtmesse die Show

Das Flugzeugunglück in Indien wirft den amerikanischen Branchenriesen Boeing zurück. Airbus kann an der Paris Air Show Neuaufträge im geschätzten Wert von fast 15 Milliarden Dollar verbuchen.

Der paneuropäische Flugzeughersteller Airbus geniesst an der Paris Air Show in Le Bourget traditionell einen Heimvorteil. Benoit Tessier / Reuters

Die Paris Air Show ist das grosse Stelldichein des Luftfahrtsektors. An der diesjährigen Branchenmesse in Le Bourget, die am Montag begonnen hat und noch bis Sonntag dauert, werden rund 300 000 Besucherinnen und Besucher erwartet.

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Die Messe ist indes nicht nur ein gigantisches Spektakel mit insgesamt 2500 Ausstellern und 150 Flugzeugen. Sie gilt auch als der wichtigste Pulsmesser dafür, wie die Geschäfte der Luftfahrtbranche laufen.

Ursachen des Absturzes in Indien nach wie vor unklar

Am meisten Aufmerksamkeit geniessen traditionell die zwei führenden Flugzeughersteller der Welt, Airbus und Boeing. Die beiden Konzerne beherrschen seit Jahrzehnten grosse Teile des Geschäfts mit Passagierflugzeugen.

Gerade in der Vorwoche der Paris Air Show war ein Flugzeug von Boeing abgestĂĽrzt. Das UnglĂĽck in der indischen Grossstadt Ahmedabad, das eine Maschine des Typs Boeing 787-8 Dreamliner betraf und dessen Ursachen weiterhin unklar sind, forderte unter den Passagieren 241 Todesopfer. Mindestens 30 Personen kamen am Boden ums Leben. Lediglich ein Passagier ĂĽberlebte die Katastrophe.

Das Unglück zwang das Management von Boeing, auf die sonst übliche Bekanntgabe von Neubestellungen an der Luftfahrtmesse zu verzichten. Damit blieb es Airbus überlassen, anzukündigen, von welchen Kunden wie viele Aufträge eingingen.

Airlines brauchen viel Geduld

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg erreichte das Volumen der neuen Bestellungen 148 Maschinen. Diese haben einen Wert von fast 15 Milliarden Dollar, wie die Beratungsfirma Ishka berechnete. Geschätzte weitere 35 Milliarden Dollar könnten Airbus zufliessen, falls Kunden von Optionen Gebrauch machen, die ihnen den Kauf zusätzlicher Maschinen im Rahmen der nun abgeschlossenen Aufträge erlauben.

Die fast 160 000 Mitarbeitenden, die der paneuropäische Luftfahrtkonzern weltweit beschäftigt, dürften damit weiterhin auf Jahre hinaus alle Hände voll zu tun haben. Schon vor der Paris Air Show war bekannt gewesen, dass die Flugzeuge des Unternehmens wegen früherer Bestellungen bis in die Jahre 2028 und 2029 ausverkauft sind.

Fluggesellschaften wie All Nippon Airways, die erst jetzt bei Airbus Kaufverträge unterzeichnet haben, werden sich bis in das nächste Jahrzehnt gedulden müssen. Der japanischen Airline wurden für 27 bestellte Maschinen die ersten Auslieferungen ab 2030 zugesagt.

Die Frage, wie Airbus und Boeing ihre prall gefüllten Auftragsbücher abarbeiten, treibt Branchenbeobachter schon länger um. Schwachpunkte bestanden bis anhin vor allem aufseiten von Zulieferern. Airbus und Boeing sind bei der Produktion ihrer Flugzeuge von mehreren tausend Lieferanten abhängig.

Entspannung bei Zulieferern

Viele dieser Hersteller oft hochspezialisierter Teile hatten sich im Zuge der Krise, welche die Luftfahrtbranche während der Coronavirus-Pandemie 2020 und 2021 erschüttert hatte, zu Personalkürzungen gezwungen gesehen oder mussten ganz aufgeben. Wie Vertreter von Airbus in Le Bourget erklärten, sind die Engpässe in den Lieferketten jüngst aber deutlich kleiner geworden.

Der Flugzeughersteller bestätigte zudem, dass er den Kauf von fünf Fabriken des amerikanischen Zulieferers Spirit Aerosystems wie geplant im dritten Quartal dieses Jahres abzuschliessen plane. Der Erwerb der Werke, die sich ausser in den Vereinigten Staaten auch in Nordirland, Frankreich und Marokko befinden, verschafft Airbus dringend benötigte zusätzliche Produktionskapazitäten.

Für Erleichterung sorgte in der Branche auch die Beendigung eines Streiks in zwei amerikanischen Werken des Flugzeugmotorenherstellers Pratt & Whitney Ende Mai. Die dreiwöchige Arbeitsniederlegung war die erste in den beiden Fabriken in über dreissig Jahren.

Verzicht auf Zölle bei Flugzeugen?

Die Umsätze von Airbus dürften im laufenden Jahr sowie 2026 trotz nach wie vor schwacher Weltkonjunktur um schätzungsweise 8 beziehungsweise 12 Prozent wachsen. Trotz diesen formidablen Aussichten haben die Aktien des Konzerns im bisherigen Jahresverlauf nur wenig zugelegt.

Grosse Verunsicherung unter Investoren löste die Ankündigung von «reziproken» Zöllen der neuen US-Regierung Anfang April aus. Mit Genugtuung dürfte man auch in der Führungsspitze von Airbus Äusserungen des amerikanischen Verkehrsministers Sean Duffy an der Luftfahrtausstellung vernommen haben. Dieser sprach sich dafür aus, Flugzeuge und Flugzeugteile weltweit weiterhin von Zöllen auszunehmen. Ein solches Regime gilt seit Ende der 1970er Jahre.

An der Luftfahrtausstellung gibt es ĂĽber 200 VorfĂĽhrungen von Flugzeugen in der Luft. Yoan Valat / EPA

Die Forderung, der allerdings noch Taten folgen müssen, ist aus Sicht der USA nicht uneigennützig. Boeing erwirtschaftet von allen amerikanischen Unternehmen im Export die höchsten Einnahmen.

Die Aktien des Luftfahrt- und Rüstungskonzerns haben seit Anfang Jahr trotz dem Flugzeugunglück in Indien um 15 Prozent zugelegt. Wie weit der Vorfall den Ruf des Unternehmens beschädigen wird, dürfte stark von der Klärung der Ursache abhängen. Ein technisches Versagen wäre eine schwere Hypothek.

Boeing steht noch immer unter verschärfter Aufsicht

Boeing ist es erst in den vergangenen Monaten unter neuer Führung gelungen, Vertrauen zurückzugewinnen. Das Image des Konzerns war Anfang 2024 wegen einer unsachgemäss montierten Türverkleidung bei einer Maschine von Air Alaska schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Nur dank grossem Glück endete dieser Vorfall glimpflich. Boeing musste sich indes einer verschärften behördlichen Aufsicht unterstellen, welche die Produktion des Unternehmens nach wie vor verlangsamt.

Auch wenn in Le Bourget keine weiteren Details bekanntwurden, lief es Boeing in den vergangenen Monaten bei Auftragsabschlüssen prächtig. Der Branchenriese aus Arlington County im Gliedstaat Virginia profitierte von Grossbestellungen aus Grossbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach Einschätzung von Analysten des amerikanischen Wertschriftenhauses Morgan Stanley dürften Boeing weitere Aufträge aus Ländern zufliessen, die sich wegen des Zollstreits mit den USA gut zu stellen versuchen.

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